Neu in den Programmkinos Wie ein Känguru jetzt auch noch ins Kino hüpft

Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos.

Szene aus „Die zwei Päpste“.

Foto: picture alliance/dpa/Peter Mountain

The Gentlemen

Gute 20 Jahre ist es her, da sorgte der britische Newcomer Guy Ritchie mit einem richtungsweisenden Debüt für Furore. „Bube, Dame, König, grAS“ präsentierte den Ganovenfilm des 21. Jahrhunderts: rabenschwarzer Humor, schnelle Schnitte und ein haarsträubender Coup. Nach einem ausgedehnten Ausflug nach Hollywood (und einer turbulenten Ehe mit Madonna) kehrt Ritchie mit „The Gentlemen“ zu seinen Wurzeln zurück – freilich mit illustrer All-Star-Besetzung. Der amerikanische Gangster Mickey Pearson (Matthew McConaughey) beherrscht in London das Mariuhana-Geschäft, doch nun will er sich aus dem Drogengeschäft zurückziehen und sich auf seine Ehe mit Rosalind konzentrieren. Es beginnt ein turbulenter Machtkampf.

Atelier, tgl. (außer Sa.) 16.30, 19 Uhr, um 21.30 Uhr jew. im engl. OmU. Cinema, nur. Sa. 16.30, 19 Uhr und nur um 21.30 Uhr im engl. OmU.

La Vérité

In den Dramen des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda hängt der Haussegen meist schief. Das war auch in seinem in Cannes ausgezeichneten „Familienbande – Shoplifters“ so: eine ganze Familie lebt vom Ladendiebstahl und nimmt ein fremdes Findlingskind bei sich auf. Sehr viel bürgerlicher geht es in seiner ersten europäischen Produktion zu, aber kaum weniger turbulent.

Die Schauspielerin Fabienne (gespielt von Leinwandlegende Cathérine Deneuve) ist Star und in erster Linie ihrem Image verpflichtet. Als Lumir (Juliette Binoche) die Autobiographie ihrer Mutter liest, traut sie ihren Augen nicht: Fabienne beschreibt sich selbst als aufopferungsvolle Mutter, das hatte Lumir, die mittlerweile als Drehbuchautorin in der Filmbranche arbeitet, als Kind ganz anders erlebt. Als sie von New York nach Paris reist, kracht es heftig hinter den Kulissen. Doch dann soll Lumir der Mutter bei ihrer Rolle in einem Science-Fiction-Film helfen, der ausgerechnet den Titel „Memoirs of my Mother“ (Erinnerungen meiner Mutter) trägt.

Preview am Montag ab 19 Uhr im Cinema

Die Känguru-Chroniken

Mark-Uwe Klings „Känguru“ ist den langen Marsch durch die medialen Institutionen gehüpft. Vom Podcast zum Hörbuch zum Buch und jetzt zum Film: die Geschichte vom sprechenden kommunistischen Känguru, das sich bei dem Berliner Kleinkünstler Marc-Uwe einquartiert, ist ein Stück deutscher Nachwende-Geschichte. Über Gott und die Welt redet dieses sonderbare WG-Duo und die abstrusen Ideen wie die „Asoziale Aktion“ bis hin zu AfD-Trump Dwigs, der sich als populistischer Gentrifizierer über den Berliner Immobilienmarkt hermacht. Die Satire von Kling, der sich mangels schauspielerischen Talents hier nicht selbst spielen darf, sondern bloß die Titelrolle im Kostüm „mimen“ (=sprechen) darf, lebt von seinen Sentenzen wie „Gesunder Patriotismus klingt für mich wie gutartiger Tumor“. Dani Levi hat die skurrile Story handwerklich sauber mit einer gewissen Neigung zu zotigen Flachwitzen inszeniert. Ansonsten ist das wie bei „Alf“, man mag das „Känguru“ – oder eben nicht.

Vorpremiere am Dienstag ab 19 Uhr im Cinema

Emma

Nach den „Little Women“ geht es auf der Leinwand gleich rüschenrauschend weiter zurück auf den Heiratsmarkt des vorletzten Jahrhunderts. 25 Jahre nach der Verfilmung mit Gwyneth Paltrow (und diverse TV-Verfilmungen danach) tritt nun Anya Taylor-Joy in der Titelrolle an, um die Irrungen und Wirrungen des Herzens zeitsatirisch vorzuführen.

Emma Woodhouse lebt mit ihrem Vater in einem vornehmen Landhaus in Highbury. Die begüterte junge Frau ist nicht auf eine „gute Partie“ angewiesen, umso pingeliger ist sie bei der Auswahl des richtigen Kandidaten für ihre mittellose Freundin Harriet. Sie redet ihr den Antrag eines Farmers aus und empfiehlt ihr stattdessen Mr. Elton, den jungen Pastor der Gemeinde. Doch der ist eher an Emma interessiert, die scheint sich zu dem wohlhabenden Frank Churchill hingezogen zu fühlen. Doch da ist auch noch Mr. Knightley, der nicht nur ihr Freund, sondern auch ein herber Kritiker ihrer Launen ist.

Die britische Adaptation des gleichnamigen Romans von Jane Austen setzt in der Regie von Autumn DeWilde auf „Dramedy“ – ein satirisches Liebesmelodram.

Vorpremiere am Mittwoch ab 19 Uhr im Cinema (engl. OmU)

Just Mercy

Obwohl dem talentierten Harvard-Absolventen Bryan Stevenson eine glänzende Anwaltskarriere winkt, geht er nach Alabama, um sich für die Opfer des US-Justizsystems einzusetzen. Mit Walter McMillian stößt er gleich auf einen „heißen“ Fall. Der Schwarze McMillian (Jamie Foxx) wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt, doch die Beweislage war dürftig. Das Gericht verließ sich auf die belastende Aussage eines Kriminellen mit besonderer Interessenlage. Mit seinem Engagement stößt Stevenson immer wieder auf rassistische Benachteiligung durch die Südstaaten-Justiz. Die Verfilmung des autobiographischen Romans von Bryan Stevenson kommt allerdings so konventionell daher, dass sie das Potenzial nie ausschöpfen kann.

Metropol, tgl. 18.45 u. 21.30 Uhr (Mo. – Mi. um 21.30 Uhr im engl. OmU)

Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint

Das Vermächtnis der Malerin Hilma af Klingt barg eine kunsthistorische Sensation. Zeitlebens hatte die schwedische Künstlerin (1862 – 1944) ihre Bilder nicht ausgestellt und im Testament verfügt, das die rund 1200 Werke erst 20 Jahre nach ihrem Tod öffentlich gezeigt werden dürften. Erst in den 1980er Jahren wurde die Kunst bekannt. Entgegen der Annahme, dass Mondrian, Kandinsky und Malewitsch die abstrakte Malerei erfunden hätten, zeigte sich nun, dass af Klingt bereits Jahre vorher mit diesem Ausdruckstil begonnen hatte. Eine Dokumentation von Halina Dyrschka.

Premiere am Montag ab 19 Uhr im Metropol mit der Regisseurin und Expertengespräch