Deutsch-japanisches Gemeinschaftskonzert: „Kamikaze“ trifft auf „Heiligen Wind“
Zur japanischen Woche gab es in der Tonhalle kulturübergreifende Werke.
Düsseldorf. Ganz im Zeichen der deutsch-japanischen Beziehungen steht eine musikalische Woche in der Tonhalle. Mit einem Gemeinschaftskonzert des Jugendsymphonieorchesters (JSO) der Tonhalle und des japanischen Chiba Prefectural Youth Orchestra ging es jetzt los. Nun ist das 9. Sternzeichen der Düsseldorfer Symphoniker dem ostwestlichen Miteinander gewidmet.
Eine junge, grazile Klaviervirtuosin, Alice Sara Ott (ihre Mutter ist Japanerin, der Vater Deutscher), bringt solistischen Glanz ins Symphoniekonzert. Gleich zweimal tritt sie auf, in Ludwig van Beethovens Fantasie für Klavier, Orchester und Chor sowie im 1938 entstandenen 3. Klavierkonzert As-Dur des japanischen Komponisten Hisato Ohzawa (1907-1953). Letzteres trägt den Beinamen "Kamikaze", was wörtlich übersetzt heißt "Heiliger Wind".
Beim längeren Hinhören fragt man sich, ob man das Stück auch "Heiße Luft" übertiteln könnte, denn bis auf handwerkliche Raffinesse und pianistische Virtuosität fällt an dem Opus nichts auf, was musikalisch fesselt. Ohzawa gelang hier offenbar das Kunststück, aus sehr vielen Noten sehr wenig zu machen. Musikalische Anleihen bei Rachmaninow, Prokofjew und Gershwin fügen sich zu einem 37-minütigen Reigen virtuoser Luftnummern.
An die Pianistin stellt das Stück indes hohe spieltechnische Anforderungen. Und souverän bewältigte Alice Sara Ott die sich atemlos aneinanderreihenden Bravourfiguren.
Zum Glück ist die begabte 20-Jährige, die jüngst virtuose Liszt-Stücke für die CD aufnahm, noch in Beethovens Chorfantasie zu hören. Otts subtiler Anschlag, das feinnervige Trillerspiel und große Sensibilität fürs lyrische Moment sind Fähigkeiten, die sich bei Beethoven nun spürbar höher auszahlen.
Nun blühen auch die Düsseldorfer Symphoniker unter der Gastleitung des 1963 im japanischen Kamakura geborenen Norichika Iimori sehr viel prachtvoller auf. Zuverlässig und engagiert gestaltet der Chor des Städtischen Musikvereins seinen kurzen Part.
Es erklingt noch ein sehr geheimnisvolles und anregendes japanisches Orchesterstück: "The Chronicle of 3776 Meters" von Shin-Ichiro Ikebe (geboren 1943). Die etwa 14-minütige Tondichtung entstand im Jahr 2003 anlässlich einer ökologischen Kampagne zur Rettung des Fujisan, Japans höchstem Berg.
Einige Motive und Klangfarben erinnern an Strauss’ "Alpensinfonie", doch geht Shin-Ichiro Ikebe bei seiner musikalischen Bergbesteigung weitgehend eigene Wege. Das Werk kommt ohne besonders scharfe Dissonanzen aus und bleibt gemäßigt modern. Insgesamt ein Konzertabend, der nicht ganz mitreißen will.
Wiederholung Montag, 20 Uhr, Karten: Tel. 0211/8996123