Groteske Welten und Wesen
Selbst in farbigen Bildern überwiegt die schwarze Kunst in einer dunklen Welt.
Düsseldorf. Im Vorfeld der Art Cologne zeigt sich Düsseldorf von seiner besten Seite als Galerie-Standort. Hier eine Auswahl:
Björn Dressler kreist um Weltall und Science Fiction, aber malt sie akribisch genau, als entspringe jedes Detail der Realität. Da rollt der Planet Uranus auf einer leicht gekrümmten Umlaufbahn, und Saturn schiebt sich wie ein Wurfgeschoss in die Saturnringe hinein.
Dresslers unbekannte Welten liegen aber auch in Lavahöhlen, Magmakammern, Kraterseen, unterirdischen Flusstälern und himmlischen Sphären. Dieser Meister transparenter Lasuren entführt mit kalten und warmen Farbschichten in ferne Reiche.
Seine Spielzeug-Figuren stehen in hitzebeständigen Anzügen am Rand glühender Feuerhöhlen oder klettern über eiskalte Dolinen und Kraterseen. Dressler malt so genau, als forsche er selbst in seinen Wunderwelten.
Flurstraße 53, bis 3. April, dienstags bis freitags 11-13 Uhr, 15-18 Uhr, samstags 12-14 Uhr
Monica Ursina Jäger ist eine phänomenale Aquarellkünstlerin. Sie greift auf einen Fundus an Fotos von Landschaften und Stadtansichten zurück, wählt Ausschnitte, kombiniert Details und erzeugt zunächst am Computer und später in der Diaprojektion großformatige Fantasielandschaften.
Da sie ausschließlich schwarzweiß tuscht, entsteht der Eindruck von Mondlandschaften oder Szenen aus alten TV-Monitoren. Das Schwarz erinnert an Kratertrichter, das Weiß an Schneelandschaften. Eine Betonbrücke kurvt über eine Wüstenei, während die Betonskelette schräg stehender Häuser wie in einer wilden See tänzeln.
Aus phantastischen See- oder Gebirgslandschaften tauchen Bunker- oder Tunnel-Zufahrten auf, erinnern an Schlünde, die ins Dunkel führen. Einige Wolken treiben wie selbstverständlich über die alogischen Landschaften. Schönheit paart sich hier mit Alpträumen.
Orangeriestraße 6, bis 11. April, dienstags bis freitags 12-18 Uhr, samstags 11-14 Uhr
Marcel Dzama ist ein witziger Zeichner grotesker Szenen. Zwei Akrobatinnen stehen kopfüber aufeinander, aber zwischen ihnen ist leere Luft, so dass sie abstürzen müssten. Dzama jongliert zugleich mit den Sprachen, hat er als Kanadier doch Vorfahren in Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Griechenland und bei den Indianern Nordamerikas.
Er beobachtet den Alltag und überhöht ihn, wenn zwei Frauen am Bürotisch sitzen und über ihnen eine Frau in unzähligen Büroschubladen steckt. Neuerdings hüllt er seine Figuren in Bären- oder Vogelkostüme, spielt Themen von Krieg und Terror aus, schneidert Uniformen für seine Filme und lässt die Tänzer mit der Kalaschnikow hantieren.
In Kapuzen oder Balaclavas vermummt, weiß man nicht, ob man Folteropfer oder Krieger sieht. Nur in den Farben ist Dzama sparsam, er bevorzugt ein sonores Rotbraun, neben gebrochenen Tönen für die Hintergründe.
Poststraße 2 + 3, bis 2. Mai, dienstags bis freitags 12-18.30 Uhr, samstags 12- 14.30 Uhr
Georganne Deen kommt aus den Vororten des amerikanischen Westens, studierte in Los Angeles Animation und lernte die Populär- und Comic-Kultur des Untergrunds kennen. Noch heute bevölkern Teufelstöchter, pompöse Gottheiten und hybride Mischwesen ihre phantastischen Bilder. Sie kritisiert zugleich auf charmante Weise die Welt aus Sex, Alkohol und Geld.
Eine geschlechtslose Figur mit Riesenohren bedeckt ihre Scham mit Schnapsfläschchen und trägt den Schmuck mit Preisschildern auf dem nackten Körper. Ein spekulatives Hochhaus behütet sie wie ein Schutzschild. Auf einem anderen Bild umarmt sich ein Pärchen, wobei braune Schoko-Erbsen aus ihren Körpern purzeln, so dass nur noch die karierten Hüllen übrig bleiben.
Eine indische Schlangengöttin entpuppt sich als betrunkene Studentin, mit der Ginflasche im Schoß. Eine Schokoladentasse dient als Liebesnest für das animalische Spiel eines schwarz behaarten Affen mit einem blonden Mädchen: Träume und Alpträume werden in merkwürdig überdrehte, manchmal fast kitschige Bilder verpackt.
Beuthstraße 14, bis 30. April, dienstags bis freitags 14-18 Uhr, samstags 12- 16 Uhr
Robert Longo, Inhaber des Kaiserrings der Stadt Goslar, liebt schwarzweiße Arbeiten in Kohle auf Papier. Er trägt die Pigmente wie Puder mit feiner Bürste auf und reibt sie dann ein. Das Papier ist auf Aluminium aufgezogen, so dass es plan ist und auf die leichtesten Übergänge vom Weiß in dunkle Farbpartikel reagiert.
Zur Vernissage meditierten die Besucher vor einer riesigen, fünfteiligen "Kathedrale des Lichts" wie über ein spektakuläres Auf- und Untergangs-Szenario. Longo benutzt gern Fotos aus dem Internet, einen Jagdflieger im Cockpit, das aufgerissene Maul eines Hais oder das Dekolleté einer Frau, und verfremdet die vergrößerten Teilansichten.
Neuer Standort: Clarissenstraße 63, bis 18. April, montags bis freitags 10-18 Uhr