Deutsche Oper: Mit Symbolen wird mächtig geklotzt
Premiere von Mozarts „Così fan tutte“ an der Deutschen Oper am Rhein.
Düsseldorf. Es wird wild gewürfelt auf der Bühne. Regisseur Nicolas Brieger inszeniert Mozarts Oper „Così fan tutte“ unter Zuhilfenahme schwarzer Klötze mit Buchstaben drauf, welche die Kürzel der einzelnen Figuren auf der Bühne darstellen.
Da es nun im Libretto von Lorenzo da Ponte zu allerhand Vexierspiel, Maskerade, Rollen- und Partnertausch kommt, geht es auch mit den beschrifteten Würfeln kräftig durcheinander.
Die Inszenierung steckt voller psychologischer Fingerzeige, die den Regisseur als Kenner von Inhalt und Sujet ausweisen — leider bis hin zur Aufdringlichkeit. Die starke Präsenz von Symbolen wird immer dann belästigend, wenn sie den Gang der Dinge auf der Bühne etwas unglaubwürdig macht.
Denn wer legt sich schon freiwillig einen großen Buchstabenwürfel auf den Brustkorb, während er über sein Liebesempfinden reflektiert?
Gleichwohl besitzt Briegers Regiearbeit Stärken: Vor allem die Führung der Figuren besticht durch große Lebendigkeit und Situationskomik. So nimmt beispielsweise das kecke Spiel des Stubenmädchens Despina (Elzbieta Szmytka) für sich ein.
Auch die Großspurigkeit und Falschheit des Don Alfonso (Günes Gürle), der ja die Verwechslungskomödie durch eine Wette in Gang setzt, ist plastisch herausgearbeitet. Allerdings neigt Brieger dazu, mehr Personal als nötig über die Bühne laufen zu lassen, was immer wieder von der jeweiligen Hauptsache ablenkt.
Dabei lohnt sich die Konzentration auf die Protagonisten. Denn die haben sängerisch viel zu bieten, allen voran der Tenor Jussi Myllys als Ferrando. Er besitzt in allen Lagen Schmelz und Strahlkraft und verfügt darüber hinaus über starke Bühnenpräsenz und differenzierte Darstellungskunst.
Eine Freude für die Ohren ist auch die Sopranistin Sylvia Hamvasi als Fiordiligi. In ihr klares Timbre mischen sich keinerlei Schärfen. In der dramatisch angelegten Arie „Come scoglio“, in der Fiordiligi versichert, dass ihre Standhaftigkeit fest sei wie ein Fels in der Brandung, klingt Hamvasi allerdings etwas zu lyrisch.
Da fehlt es ihr an stimmlichem Feuer. Wie vielen Sopranistinnen gebricht es ihr in dieser Arie nicht an den Höhen, sondern an Tiefe. Umso schöner gelingen ihr die anderen Passagen, in denen weniger Dramatik gefordert ist.
Respektabel auch die Gesangsleistungen der Mezzosopranistin Katarzyna Kunico (Dorabella) und des Baritons Richard Sveda (Guglielmo). Und immer wieder erfreuen die in Mozarts „Così“ zahlreich vertretenen Ensemblegesänge, Duette, Terzette und Quartette, durch eine Darbietung von kammermusikalischer Feinheit und Bravour.
Allerdings verweht das stimmungsvolle Wind-Terzett durch die Wahl eines recht zügigen Tempos allzu rasch, ohne die Seele gestreichelt zu haben. Die von Generalmusikdirektor Axel Kober geleiteten Düsseldorfer Symphoniker musizieren zwar mit Elan, finden aber nicht recht zum eleganten Mozart-Klang.
Da unterlaufen den Holzbläsern Unsauberkeiten, die in einer so durchsichtigen Partitur wie dieser schon unangenehm auffallen. Doch versöhnt der Schwung, den Kober ins musikalische Geschehen bringt.