Die Grenze zwischen Kunst und Keramik

Keramiker haben es auf dem Markt deutlich schwerer als freie Künstler. Das Hetjens-Museum zeigt und verkauft ab Freitag die Werke von acht jungen Vertretern.

Foto: Museum

Düsseldorf. Unter dem Motto „Kommt in die Pötte“ lädt das Hetjens-Museum ab Freitag zum Fest. Bei Livemusik, Kuchen und süßen Leckereien wollen zugleich acht Keramiker aus der Region ihre Kunst zum Verkauf anbieten. Gegen Abend wird bei Kerzenschein mit Glühwein angestoßen. „Pötte“-Künstler wie Christine Atmer de Reijk, Frank Schillo und Rosemarie Dohmen stellen aus. Von freier Kunst sind ihre Kannen, Vasen und Schalen weit entfernt.

Düsseldorf hat zwar ein Museum für die Keramikgeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart, aber das Institut ist nirgendwo in der Stadt verankert. Ausstellungen mit junger Kunst holt man sich aus Krefeld oder wie jetzt aus Höhr-Grenzhausen. Es gibt keinen Kontakt zur Düsseldorfer Akademie.

Dort gibt es eine Werkstatt fürs Modellieren, also zum Formen in Wachs, Ton und ähnlichen Materialien. Museumschefin Sally Schöne hat sich in den hohen Hallen nie umgeschaut. Der pensionierte Rektor Tony Cragg wurde zwar mehrfach vom Freundeskreis als Gastredner zu Neujahrsempfängen eingeladen, Antje Soléau vom Hetjens-Journal berichtet jedoch, dass er die Einladung nie angenommen hat.

„Hetjens“ wäre allerdings auch gar nicht in der Lage, die Wünsche junger Künstler nach Werkstätten und Beratung zu erfüllen. Museumschefin Sally Schöne erklärt: „Unsere Öfen sind zu klein. Sie sind nur für die Museumspädagogik gedacht. Wir haben auch nur Hobbymaterial. Und wir hätten keine Räume und keine Fachkräfte für die Betreuung.“ Künstlerstars wie Rosemarie Trockel oder Thomas Schütte würden daher bei Niels Dietrich in Köln arbeiten.

Nun gilt die Regel: Aus nichts wird nichts. Oder anders gesagt: Wenn Düsseldorf als neues Zentrum der Bildhauerei gilt, so liegt dies an den großen Bronzegießereien Kayser und Schmäke. Hier lassen der Wuppertaler Tony Cragg, der Düsseldorfer Thomas Schütte und der nach Berlin verzogene Markus Lüpertz gießen.

In der Stadt des „weltweit einzigen Instituts“ für die Keramikgeschichte gibt es keine Stätte, wo sich Bildhauer mit der Keramik beschäftigen können. Wie glücklich war Craggs Meisterschülerin Leunora Salihu, als sie ein Stipendium fürs EKWC gewann. Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich eine internationale Werkstatt im niederländischen s’Hertogenbosch, wo Künstler ihre Ideen in keramischem Material umsetzen können. Das Zentrum verfügt über mehrere Werkstätten und verschiedene Brennöfen. Zahlreiche Töpfermeister stehen den Künstlern beratend zur Seite. Salihus Ergebnis ist gegenwärtig als „Kunstwerk des Monats“ im Kunstmuseum am Ehrenhof zu bewundern.

Junge Keramiker haben es zugleich auf dem Markt schwer. Sally Schöne berichtet: „Was Keramiker für ihre Arbeiten bekommen, ist sehr gering. Dafür würde sich kein Maler an die Leinwand setzen. Dabei haben Keramiker eine langjährige Ausbildung und in der Regel eine große Erfahrung. Eigentlich müsste man sie auf eine Stufe stellen, aber das geschieht nicht.“

Die Grenzen zwischen Keramikern und Künstlern sind unüberwindlich. Sally Schöne beschreibt es: „Wenn ein Keramiker mit einer traditionellen Ausbildung etwas Künstlerisches macht, ist er noch lange kein Künstler.

Er wird immer noch als Keramiker wahrgenommen. Das ist ja die Krux. Da sind verschiedene Welten aufgebaut.“ Es gibt aber auch weit und breit keine Spezialgalerie für Keramik. Insofern ist es ein Trostpflaster, wenn „Hetjens“ beim „Pötte-Fest“ zugleich zur Verkaufsausstellung bittet.