Von den eifrigen Eltern bei Kleinkinderkonzerten in der Tonhalle
Konzerte für Kinder sind begehrt — nur leider ignorieren manche Eltern die Altersempfehlungen.
Düsseldorf. Die klassische Musik hat es schwer. Das Publikum in den deutschen Konzertsälen vergreist zusehens, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Mit einer großen Ausnahme: den Programmen für Kinder. Die sind insbesondere in der Tonhalle seit Jahren ein absoluter Hit, fast alle Konzerte für die Kleinen sind ruckzuck ausgebucht. Denn auch wenn die Eltern selbst wenig von Mozart, Beethoven oder Mahler wissen wollen, für den Nachwuchs soll es nur das Beste sein. Frühkindliche Bildung und so. Der Erfolg der Reihe „Kleine Tonhalle“ für Kinder von null bis zehn Jahre aber erzeugt jetzt auch Misstöne — weil einige Eltern die Vorzeichen nicht beachten, sprich die Altersempfehlungen.
Da werden munter auch zwei- oder dreijährige Kleinkinder oder gar Babys in die Sternschnuppen-Konzerte geschleppt, die für Familien mit Kindern ab sechs Jahren konzipiert sind. Vermutlich auch deshalb, weil dies Konzerte sind, die im großen Saal stattfinden und wegen der vielen Plätze nicht sogleich ausverkauft sind. Die Folge: Es ist immer wieder unruhig. Neulich etwa beim Sonntagskonzert „Die kleine Hexe“ gab es regelrecht Streit, weil sich größere Kinder sehr gestört fühlten. Schon im September platzten plärrende Kleinkinder mehrfach den Symphonikern und Dirigent Martin Fratz in den Kopfsatz von Mozarts g-moll-Sinfonie oder Bizets Carmen-Ouvertüre. Deren Eltern aber waren sich offenkundig keiner Schuld bewusst, man blieb ungerührt sitzen.
Bewusst sind die Probleme freilich der Tonhallenintendanz. „Wir bieten ja nun wirklich Konzerte für alle Altersgruppen, das fängt bei Säuglingen an und geht fast in Jahresschritten bis ins Schulalter“, sagt Sprecherin Julia Kirn. Und die Altersempfehlungen meine man „sehr ernst“. Denn in der Tat seien Dreijährige in aller Regel überfordert, wenn sie in einem Konzertsaal länger still sitzen und anspruchsvoller Musik lauschen müssten. Da reicht es, wenn nur einige unruhig werden, um den Familien, für die das Konzert gedacht ist, die Sache kräftig zu vermiesen.
Doch letztlich kann die Tonhalle nur Altersempfehlungen geben, es gibt keine strikte Altersbegrenzung: „Wir können uns nicht am Eingang Ausweis oder Geburtsurkunde zeigen lassen und wir können auch keinem Karteninhaber den Zutritt verwehren“, sagt Kirn.
Somit bleibt nur der stete Appell an alle Eltern, sich wirklich sorgsam zu überlegen, zu welchem Kinderkonzert sie gehen — und bei welchen sie noch das eine oder andere Jahr warten.