Theater Der Kampf der kleinen Theater in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Zukunft der Komödie ist ungewiss. Wie ist es um die Existenz der anderen privaten Spielstätten bestellt?

Muss um die Zukunft ihres Hauses noch zittern: Komödien-Chefin Katrin Schindler.

Foto: Thomas Frank

Als die Komödie Düsseldorf im Sommer dieses Jahres zu schließen drohte, kam es zu Debatten über die Zukunft der kleinen Theaterhäuser in Düsseldorf. Untergangsszenarien wurden heraufbeschworen: Zuerst erwischt es die Komödie, dann das Theater an der Kö, gefolgt vom Theater an der Luegallee, dem Kom(m)ödchen und dem Takelgarn-Theater. Man fragte sich aber auch, ob es denn überhaupt so tragisch wäre, wenn die kleinen Häuser aus der Düsseldorfer Theaterlandschaft verschwinden würden. Mit rationalem Argument: Wenn ein Unternehmen in der freien Wirtschaft nur noch rote Zahlen schreibe, müsse es eben schließen. Wie aber steht es um die Existenz der kleinen Theaterhäuser in Düsseldorf?

Die Komödie muss immer noch um ihre Zukunft zittern. Am 13. Dezember stimmt die Ampelkoalition ab, ob sie das Traditionstheater bezuschussen wird. Für 2018 und die kommenden beiden Jahre beliefe sich die Fördersumme auf 350 000 Euro. Es wäre das erste Mal, dass die Stadt ein privates Theaterhaus finanziell unterstützt. Da die Grünen sich gegen die Pläne der Stadtverwaltung wehrten, war die ursprünglich auf den 22.11. terminierte Entscheidung im Kulturausschuss verschoben worden. Aber wie kam es überhaupt zur Krise?

Sieht sich mit dem Takelgarn-Theater auch in einem Überlebenskampf: Helge Neuber.

Foto: Thomas Frank

Als ein Hauptproblem sehen die Leiter der kleinen Theater das Karten-Dumping der großen Theater-Flagschiffe

Als ein Hauptproblem sieht Katrin Schindler das „Karten-Dumping“ der hochsubventionierten Theaterhäuser. „Man kommt für unter  zehn Euro ins Schauspielhaus. Das ist für uns tödlich, weil wir ausschließlich von den Eintrittsgeldern leben“, sagt Schindler. Die Komödien-Chefin kritisiert nicht per se die Subvention für das Schauspielhaus. Bildungstheater sei eine wichtige Säule der Demokratie. Aber es müsse normale Kartenpreise verlangen und dürfe sie nicht unterbieten. Ein weiteres Problem, das auch andere Leiter der kleinen Theater bestätigen: Sie können es sich nicht leisten, Werbungen im öffentlichen Raum zu schalten, etwa auf Litfaßsäulen. Auch hier seien die großen Spielstätten überpräsent, die kleinen Häuser hingegen überhaupt nicht sichtbar. Die Lösung? „Es gibt ja auch städtische Säulen und vielleicht könnten wir sie ab und zu mal umsonst plakatieren“, meint Schindler.

Blickt optimistisch in die Zukunft: Joachim Meurer, Leiter des Theaters an der Luegallee.

Foto: Thomas Frank

René Heinersdorff, Chef des Theaters an der Kö, hingegen wehrt sich gegen den Begriff „Überlebenskampf“. „Uns hat ja keiner beauftragt, hier Theater zu machen, sondern wir haben das aus freien Stücken entschieden.“ Dementsprechend erachtet er es auch als problematisch, im Falle eine finanziellen Krise die öffentliche Hand um Hilfe zu bitten. Dennoch beobachtet auch Heinersdorff einen Eingriff der Stadt in den freien Theatermarkt: „Es gibt weitreichende Werbemöglichkeiten fürs Schauspielhaus. Durch den Zuschuss kann es Karten von drei bis neun Euro verkaufen. Wenn ich eine Karte für drei Euro verkaufe, müsste ich die privat mit 20 Euro bezuschussen.“ Dies sei auch insofern problematisch, als dass auch das Schauspielhaus durchaus boulevardeske Stücke zeige, etwa Lutz Hübners „Willkommen“ oder Vicki Baums „Menschen im Hotel“ (beide inszeniert von Sönke Wortmann). Letztlich befürwortet Heinersdorff städtische Subventionen. Aber nicht um Theater aus der Krise zu retten, sondern um ihnen Gestaltungsmöglichkeiten zu verschaffen, etwa um neues Scheinwerfer-Equipment zu besorgen oder hochrangige Regisseure engagieren zu können.

Auch Kay Lorentz, der zusammen mit seiner Frau Elke das Kom(m)ödchen leitet, sieht sein Haus nicht im Überlebenskampf. „Ich bin heilfroh, dass wir in all den Jahren ohne öffentliche Gelder existieren konnten. Für ein Kabarett-Comedyhaus ist das auch immer die bessere Position“, so Lorentz. Aber, sollte sich das Blatt einmal wenden, erwarte er auch „eine unkomplizierte Hilfestellung durch die öffentliche Hand“.

Helge Neuber, der Chef des Takelgarn-Theaters, hingegen spricht von einem Existenzkampf. Die einzigen Einnahmen für das Kabarett-Comedy-Haus bestehen aus Ticket- und Getränkeverkäufen. Hinzu kamen Kosten für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten, die Neuber initiierte, etwa Brandschutzmaßnahmen. Das Kernproblem für sein Theater bestünde darin, dass mittlerweile auch Kneipen und Event-Hallen Comedy- und Kabarettprogramme anböten. Außerdem kritisiert er die mangelnde Solidarität unter den kleinen Theaterhäusern. „Dinge wie Werbung könnte man schon gemeinsam machen.“

Joachim Meurer und Ingrid Wanske vom Theater an der Luegallee bestätigen zwar auch, dass es in den letzten zehn Jahren schwieriger geworden sei, ihr Oberkasseler Zimmertheater mit 75 Plätzen am Leben zu erhalten, doch machen sie sich keine Sorgen. Durchschnittlich 15 000 Besucher pro Jahr, eine Menge Stammzuschauer, das Theater sei etabliert. Aber auch Meurer erachtet eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Düsseldorfer Theatern als sinnvoll. Da gibt es Hoffnung: Derzeit wird eine „Lange Nacht der Theater“ in der NRW-Landeshauptstadt vorbereitet.