Dirty Dancing: So schwungvoll kann Liebe sein

Hüftkreisen, Haarschütteln, Hebefiguren: Eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Filmwelt feierte im Capitol Premiere.

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Düsseldorf. Es poltert hinten im Saal, die ersten Zuschauer wenden neugierig die Köpfe, dann schauen alle über die Schultern. Und sehen, wie Johnny Castle (Mate Gyenei) im Scheinwerferlicht auf die Bühne stürmt — mit Lederjacke und ganz in Schwarz. Er erklimmt die Treppen, baut sich vor der Gruppe am rechten Bühnenrand auf und schmettert: „Mein Baby gehört zu mir!“ Begleitet von verzücktem Quietschen und Jubeln aus dem Publikum, packt er sein geliebtes „Baby“ (Anna-Louise Weihrauch) an der Hand und zieht Frances fest an sich. „Hach. Genauso wie im Film“, raunt es im Publikum.

Klar, das Ende von „Dirty Dancing “ hat es in Sachen Kitsch ganz schön in sich. Doch das überrascht wenig, schließlich beruht auch der Erfolg des gleichnamigen Kultfilms von 1987 auf schmachtenden Blicken, unsicheren ersten Annäherungsversuchen und leidenschaftlichen Tanzszenen im Wasser oder im Mondschein. Und die Reaktion der Zuschauer macht deutlich: Genau diesen Kitsch haben sie auch von der Musical-Version erwartet, die am Sonntag Premiere im Capitol feierte. Wer sich also nicht auf Tiefgang fixiert, wird bestens unterhalten.

Anna-Louise Weihrauch spielt Francis Houseman, alias „Baby“, die sich im Urlaub mit den Eltern im spießigen Ferienclub „Kellerman’s“ langweilt — bis sie den aufregenden Tanzlehrer kennenlernt. Mate Gyenei hat zwar dunklere Haare als einst Patrick Swayze, doch steht sein Hüftschwung dem seines Vorgängers in nichts nach. Kein Wunder, dass Baby da nicht widerstehen kann. Weil Johnnys Tanzpartnerin Penny (Marie-Luisa Kaster) ungewollt schwanger wird, muss Baby sie bei einem Tanzauftritt vertreten — was dann passiert, ist Filmgeschichte.

Nicht nur die Handlung orientiert sich eng am Film, auch Text wurde direkt übernommen. Sätze wie „Ich habe eine Wassermelone getragen“ oder eben Johnnys Liebeserklärung „Mein Baby gehört zu mir“ lassen die Zuschauer jubeln, Freundinnen tauschen wissende Blicke aus, Frauen knuffen ihre Männer in die Seite.

Aber es ist nicht allein die Nostalgie, von der das Musical lebt. Was das Ensemble tänzerisch auf die Bühne bringt, allen voran die gertenschlanke, langbeinige Blondine Marie-Luisa Kaster, ist beeindruckend. Ebenso die gewaltige Stimme von Tertia Botha, die als Leadsängerin die meisten Gesangsparts übernimmt.

Begleitet werden die Darsteller von einer Band, die auf einer Art Empore im Hintergrund der Bühne sitzt und so zu einem Teil der Show wird. Natürlich darf der Superhit „Time Of My Life“ nicht fehlen, die markante Melodie blitzt im Verlauf der Handlung immer wieder auf. „She’s Like The Wind“ wird dagegen nur ohne Text angespielt — zum Bedauern einiger Zuschauer.

Dennoch klatschen sie am Ende begeistert mit und erheben sich zum finalen Tanz zwischen Johnny und Baby. So endet ein Abend voller Nostalgie und großer Gefühle.