Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf Stadtmuseum zeigt „Geschichte der Dinge“

Düsseldorf · Die Ausstellung „Geschichte der Dinge“ widmet sich der Frage nach der oft problematischen Herkunft von Alltagsgegenständen und Kunstwerken in NRW-Museen – ohne erhobenen Zeigefinger.

Evangelische Missionare nahmen als Zeichen der erfolgreichen Christianisierung dieses Behältnis für den rituellen Gebrauch mit nach Deutschland.

Foto: LWL/Kainulainen

Auf den ersten Blick liegt in der Vitrine nur eine schwarze Schmuckkassette aus Stahlblech. Aber eine, „die es buchstäblich in sich hat“, sagt Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums. Sie ist stolz auf das Objekt einer sehenswerten Ausstellung, die nach der „Geschichte der Dinge“ fragt und seit 2020 in sieben NRW-Museen zu sehen war – Düsseldorf ist die letzte Station. Die lackierte Kassette ist eine von rund 50 Leihgaben, von deren Geschichte Besucher erfahren. Dabei geht es nicht nur um Alter, Schöpfer oder den kunsthistorischen Wert, sondern vor allem um die Frage, wie sie in die Sammlungen der NRW-Museen gelangt sind – und ob sie da tatsächlich hingehören. Es geht um Rechtmäßigkeit, um Moral und berührende Geschichten.

Der Gedenkkopf stammt aus dem Königreich Benin

Foto: LWL/ Kainulainen

„Das verbindende Element der zehn eigenständigen Kapitel der Ausstellung ist die Provenienzforschung, die immer größere Bedeutung erlangt und der Frage nachgeht, wo die Objekte in unseren Museen herkommen“, sagt Ute Christina Koch vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Sie hat die Ausstellung mit Verena Burhenne im LWL-Museumsamt geplant und organisiert. Klar ist: Oft gibt es „Entzugs- und Unrechtskontexte“ bei den Gegenständen: Sie wurden einst konfisziert oder geplündert, ihre Besitzer enteignet, übervorteilt, betrogen oder sogar ermordet. Oft landeten die Objekte später in Museen oder privaten Sammlungen. Die Ausstellung macht Enteignungen der NS-Zeit oder aus der DDR, Strafexpeditionen und Raub in der Kolonialzeit, Plünderungen in Kriegen, aber auch den Kunsthandel und seine Akteure zum Thema.

Auch Freimaurer gehörten zu den während der NS-Zeit verfolgten Gruppen. Ob dieses Logenabzeichen der Johannisloge "Victoria zur Morgenröthe" in Hagen NS-verfolgunsgbedingt entzogen wurde, konnte noch nicht geklärt werden.

Foto: LWL/Kainulainen

Grund genug, genau hinzuschauen, wie das Stadtmuseum jetzt bei seiner Münzsammlung: In der Kassette aus Düsseldorf, die bei einer Depotverlagerung geborgen wurde, befanden sich Münzen, Medaillen und Plaketten, die nicht inventarisiert waren. Die Kassette selbst trägt eine Nummer, die zu einem Eintrag von 1939 gehört: „Silbermünzen aus jüdischem Besitz, den Sammlungen durch Vermittlung des Stadtkämmerers vom Leihamt angeboten.“ Kleinbongartz vermutet, dass die Münzen aus einer Pfandleihanstalt stammen. „1938 zwang eine Verordnung die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, Edelmetalle abzugeben – für einen Bruchteil ihres realen Wertes.“ Unklar bleibt, wem die Münzen gehörten.

Angestoßen durch eine Leihanfrage zur Ausstellung wurden die rechtmäßigen Eigentümer dieses rituellen jüdischen Sedertellers aus dem Jahr 1766 gefunden.

Foto: LWL/Kainulainen

Sorge, dass sich unsere Museen schlagartig leeren, wenn die Provenienzforscher ihrer Detektivarbeit nachgehen, haben die Expertinnen nicht. „Es steckt ja nicht hinter jedem Objekt ein Unrechtskontext“, sagt Koch. Oft sei eine Einigung mit der Familie möglich. Die meisten Stücke sind im Museum besser aufgehoben als im Wohnzimmer der Erben. Sie ist sicher: Durch die Provenienzforschung werden unsere Museen reicher, nicht an Gegenständen, aber an Geschichten.