Tonhalle-Konzert mit „eingereisten“ Liedern Musik aus vielen deutschen Heimaten
Düsseldorf · In der neuen Ausgabe des Schumannfests bringen unterschiedliche Künstler ihre traditionelle Musik aus aller Welt in die Tonhalle.
Tümeln tut hier nichts und niemand – und damit belassen wir es bei dem naheliegenden Verweis auf Heinos „deutschen Liederabend“ im Oktober an gleicher Stelle: „Heimatlieder aus Deutschland“, am Freitagabend live und vor Zuschauern in der Tonhalle und auf den Online-Kanälen des Konzerthauses, stellt Musik vor, die in einem Deutschland wurzelt, in dem Menschen aus vielen verschiedenen kulturellen Zusammenhängen zu Hause sind. Ein Konzert, das wie die Faust aufs Auge zum Motto des Schumannfestes passt: „Heimat“.
Jochen Kühling und sein Partner Marc Terkessidis verwirklichten das Konzert zunächst als eine Art Kunstprojekt in Berlin: Die Musik der Gast- und Vertragsarbeiter der Hauptstadt mit ihren über 100 Ethnien zusammen auf eine große Klassik-Bühne zu
bringen.
Aus dem umjubelten Konzert in der Komischen Oper mit rund 140 Musikern entwickelten sie ein Tourneeformat, das nach vielen Gastspielen in ausverkauften Häusern jetzt nach Düsseldorf kommt. Das Besondere: Neben einigen wechselnden Künstlern der ersten Stunde treten immer Musiker aus dem jeweiligen Aufführungsort auf. „Wir tauchen mit unseren ,Heimatliedern’ in die lokale, regionale Szene ein, nehmen die Musikerinnen vor Ort mit auf die große Bühne eines Musiktempels wie der Tonhalle. Das ist für viele etwas völlig Unbekanntes. Für die Zuschauer der volle Genuss“, erläutert Kühling.
Auf der Bühne sind
immer alle Akteure präsent
Im Frühjahr 2020 fand er die mongolischen Musiker von Yesun-Erdene Bat, auf die ihn der Düsseldorfer Muzaffer Gürenc aufmerksam gemacht hatte. Gürenc steht mit seinen traditionellen alevitischen Gesängen und seinem türkischen Percussionisten Selman Sezek ebenfalls am Freitag auf der Bühne, neben den All Stars aus Berlin, der japanischen Flötistin Yuko Kojima-Bauer, der Koto-Spielerin Tomoko Schmidt und dem jungen russischen Balalaika-Orchester Druschba unter Leitung von Lev Zlotnik. Die Corona-Vorschriften lassen maximal 36 Leute auf der Bühne zu.
„Wir zeigen ein anderes Bild der Stadt, ich dringe in Mikrokosmen ein, die die ‚Ureinwohner’ gar nicht kennen“, so Kühling. Überwiegend, so seine Erfahrung, sei Musik in anderen Ethnien viel selbstverständlicher Teil der Identität und Alltagskultur als in Deutschland. „Heimatlieder“ beleuchtet auch die Tatsache, dass die Musiker mit der neuen Heimat Deutschland auch Sprache und Tonfall modulieren. Wenn die verschiedenen Musiken auf einer Bühne zusammentreffen – immer sind alle Akteure präsent – erfährt der Begriff „Heimatlieder aus Deutschland“ eine neue
Dynamik.