Die Schauspielerin liest am Sonntag in Düsseldorf Eine Leidenschaft für Liebesgeschichten

Düsseldorf · Als „Kommissarin Lucas“ oder aus dem Kultfilm „Männer“ kennen viele Zuschauer Ulrike Kriener. Am Sonntag liest sie in der Reihe „Zweiklang! Wort und Musik“. Hier verrät sie, was sie mit Elke Heidenreich und Doris Dörrie verbindet.

Schon der Titel gaukelt vor, dass es nicht immer so einfach ist mit den großen Gefühlen. „Und wenn es Liebe wär‘?“ hat Ulrike Kriener ihre Rezitation moderner Liebesgeschichten genannt. Das Fragezeichen verrät den Zweifel, der damit einhergeht. Kann man ihr trauen, der himmelstürmenden, vermeintlich ewigen Liebe? Drei Autorinnen wählte die Schauspielerin für ihre Lesung moderner Liebesgeschichten aus, die sie am 20. Februar in der Reihe „Zweiklang“ im Robert-Schumann-Saal hält: Elke Heidenreich, Doris Dörrie und Anna Gavalda. Musikalisch begleitet wird sie vom Pro-Arte-Trio mit Rainer Schumacher (Klarinette), Gaby Pas-Van Riet (Flöte) und Stefan Koch-Roos (Gitarre).

Urlaub auf Lanzarote
wurde zwangsverlängert

„Ich mag Liebesgeschichten“, sagt Ulrike Kriener. „Aber ich mag auch, wenn sie etwas widerborstig sind. Nichts Glattes, nichts, was reibungslos läuft.“ Die Erzählungen fangen Momente ein, in denen die Erkenntnis reift: Das ist mehr als Freundschaft, mehr als gedacht. Dem will man sich stellen. Doch vergessen wir das Fragezeichen nicht. Schwingt trotz der rosaroten Brille womöglich bereits eine Vorahnung mit, der Zauber könne allzu schnell wieder verfliegen? „Ach, es ist ja grundsätzlich die Frage, ob etwas andauert, wer weiß das schon“, antwortet Ulrike Kriener. „Besonders heute, wo die Hälfte der Ehen wieder geschieden wird. Was aber heißt, dass die andere Hälfte Bestand hat. Alles eine Sache des Standorts, je nachdem, wie man es betrachten möchte.“

Das Telefonat führt sie von Lanzarote aus. Ihr Urlaub wurde zwangsverlängert, Ulrike Kriener und ihr Mann Georg Weber, Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur, sind auf der Kanareninsel gestrandet. Corona-Quarantäne. Das Paar, seit 30 Jahren verheiratet, geht gelegentlich mit „Alte Liebe“ von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder auf Lesereise. „Wir mögen Elke Heidenreich sehr“, sagt Ulrike Kriener. „Eine extrem kluge, scharfsinnige und scharfzüngige Intellektuelle, die auch eine tolle Literatin ist.“

Als Gast in Heidenreichs Literatursendung im ZDF lernten sie sich kennen. Einmal spielte sie in der Verfilmung eines Stoffes der Autorin, „Die schönsten Jahre“. Sie schätzt ihre Art zu schreiben, aber über Buchgeschmack und berufliche Gemeinsamkeiten hinaus ist beider Herkunft aus dem Ruhrgebiet ein starkes Bindeglied, „eine Verwandtschaft sprachlicher Art“. Ulrike Kriener stammt aus Bottrop, lebte in Hamburg und seit vielen Jahren in München. Wie viel Ruhrpott steckt noch in ihr? „Schwer zu sagen, was das eigentlich ausmacht. Ein gewisser raubeiniger Humor vielleicht, eine bestimmte Direktheit, Dinge anzusprechen. Man schiebt alles zur Seite und kommt schnell auf den Punkt. Nähe herzustellen mit anderen Menschen, fällt mir durch mein Wesen und meine Heimat leicht.“ Spielte Düsseldorf in ihrer Kindheit auch eine Rolle? „Oh ja, es gab die Sonntagsspaziergänge mit meinen Eltern auf der Kö. Wir haben uns die Schaufenster angeschaut, aber nie etwas gekauft. Zu teuer. Zum Einkaufen fuhr man nach Essen.“

Ähnlich eng verbunden wie mit Elke Heidenreich ist Ulrike Kriener mit Doris Dörrie. In deren Kultfilm „Männer“ wurde sie 1985 schlagartig berühmt. Mehrmals haben sie zusammen gedreht, darunter „Erleuchtung garantiert“ (1998) oder die TV-Serie „Klimawechsel“ (2009). „Es gibt eine Entsprechung zwischen uns beiden, wie wir die Welt sehen, wir müssen auch bei der Arbeit nie lange diskutieren“, erklärt sie. „Ein Geschenk, wenn man in Freundschaft gemeinsam älter wird. Ich begreife sehr genau, was sie mit ihren Büchern ausdrücken will.“

Anna Gavalda sei sie nicht ganz so verfallen wie den beiden anderen Autorinnen, räumt Ulrike Kriener ein. Aber die Kurzgeschichten der Französin beeindruckten sie nachhaltig: „Ich lese leidenschaftlich gern Kurzgeschichten und habe das in einer bestimmten Phase auch intensiv gemacht. Da ist mir Anna Gavalda aufgefallen. Sie passt gut in mein Programm.“ Gerade bereitet sich Ulrike Kriener auf zwei neue Folgen ihrer Krimireihe „Kommissarin Lucas“ vor, eine Figur, die sie seit 2003 spielt. Die Vielseitigkeit, die sie in ihrem Beruf ausleben darf, gefällt ihr: „Genau so will ich Schauspielerei auch haben. Allerdings merke ich, dass mir mittlerweile die leichteren Stoffe lieber sind.“