Junges Schauspiel „Wenn wir schlafen, ist die Sonne immer noch da“

Düsseldorf · Uraufführung von „Was die Sonne nachts macht“ des Jungen Schauspiels für kleine Zuschauer ab zwei Jahren.

Selin Dörtkardeş, Noëmi Krausz und Peter Florian Berndt in „Was die Sonne nachts macht“.

Foto: David Baltzer

Was macht die Sonne eigentlich nachts? Geht sie schlafen? Spielt sie Verstecken mit dem Mond? Diesen und vielen weiteren spannenden Fragen rund um die gar nicht so dunkle Zeit im Anschluss an den Tag, geht das Junge Schauspiel mit dem neuen Stück „Was die Sonne nachts macht“ auf den Grund. Das hatte am Samstagnachmittag Uraufführung und begeisterte die kleinen Zuschauer und deren nicht mehr ganz so kleinen Begleitungen.

Die Bühne, anfangs noch in geheimnisvolles Dunkel getaucht, ist dekoriert mit verschieden großen Kugeln, die in einer Art Mobile von der Decke hängen. Es könnten Planeten sein. Ein kleiner Lichtball rollt über den Boden. Jedes Mal, wenn Selin ihn berührt, ist die Stimme eines Kindes zu hören, das sich Gedanken über die Sonne macht: „Wenn wir schlafen, ist die Sonne immer noch da.“ Oder „In Australien ist es hell, wenn es bei uns dunkel ist.“ Das Stück „Was die Sonne nachts macht“, unter der Regie von Paul Jumin Hoffmann und Anke Retzlaff, richtet sich an Kinder ab zwei Jahren. Mit einer Dauer von rund 45 Minuten ist es lang genug, um die Kleinen in die Geschichte hineinzuziehen und gleichzeitig kurz genug, um sie nicht zu überfordern.

Die Minis im Publikum sind voll bei der Sache. Fiebern mit, wenn Selin mit ihrem übergroßen Schatten über ihren größten Wunsch verhandelt. Sie möchte eine riesengroße Kugel, die hell erstrahlt und heiß ist. Sie würde diese Kugel wohl Sonne nennen, überlegt Selin laut. An ihren Kommentaren wird deutlich, wie aufmerksam die Kleinen den beiden Schauspielerinnen Selin Dörtkadeṣ und Noëmi Krausz folgen, die gemeinsam mit dem Musiker Peter Florian Berndt die Aufführung gestalten.

Erklärt wird tatsächlich nichts von den drei Protagonisten. Das lässt viel Raum für Fantasie. Mal leuchten die Kugeln des Mobiles hell, bewegen sich im Kreis oder auf und nieder. Dann wieder ist die Bühne in Dunkel getaucht und die drei lassen „die Nacht“ lebendig werden. Machen Geräusche, die an den Wind, das Gezwitscher von Vögeln oder an Insekten erinnern, die vom Licht angezogen werden. Ja selbst ein Wolf, der den Mond anheult ist zu hören.

Irgendwann machen sich Selin, Noëmi und Peter auf die Reise durch die Galaxie, um die Sonne zu finden, von der Selin immer geträumt hat. Die strahlt so unfassbar hell und heiß, dass die Drei völlig überwältigt von diesem Erlebnis zur Erde zurückkehren.

Besser kann man den Nachwuchs kaum an das Theater heranführen. Das Ensemble hat sich für die Vorbereitung auf die Uraufführung viel Zeit genommen, hat Kinder zu den Proben eingeladen, um herauszufinden, wie viel Dunkelheit sie aushalten können. Denn so ein großer Raum ohne Licht oder nur mit kleinen Lichtquellen, hätte schnell gruselig und beängstigend für die Kinder werden können. Aber die Inszenierung ist so behutsam und gleichzeitig spannend umgesetzt, dass Klein wie Groß Spaß daran haben können.Und obwohl zu Beginn ausdrücklich gesagt wurde, dass anders als bei den Aufführungen für die Großen, die Kleinen jederzeit raus und rein gehen können, blieben alle bis zum Schluss gespannt sitzen und feierten das Ensemble danach mit viel Applaus.

Zur Uraufführung schaute auch Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz vorbei. Schließlich sind die Kids die Theaterfans von morgen. Da kann man nicht früh genug damit beginnen, sie an diese Kunstform heranzuführen.

Begleitet wird das Projekt des Jungen Schauspiel-Ensembles von der Theater-Pädagogin Saliha Shagasi. Ihr Verdienst ist es, dass „Was die Sonne nachts macht“ die kleinen Zuschauer nicht überfordert und gleichzeitig neugierig auf Theater macht.

Das Junge Schauspiel zeigt „Was die Sonne nachts macht“ noch bis 18. Juni im Studio an der Münsterstr.aße 446. Informationen zu den genauen Terminen, Anfangszeiten und Tickets unter