Konzert Maroussia Gentet – Eine Erzählerin am Klavier

Düsseldorf · Die 28-jährige Pianistin beeindruckte in der Reihe „Talente entdecken“ im Robert-Schumann-Saal.

Maroussia Gentet spielte in der Reihe „Talente entdecken“ im Schumann-Saal.

Foto: Heinersdorff/Laurene Soyer

Was das Heinersdorff-Team mit der Konzertreihe „Talente entdecken“ an künstlerischer Aufbauarbeit leistet, ist enorm und soll an dieser Stelle einmal besonders gewürdigt werden. In Zusammenarbeit mit dem Robert-Schumann-Saal und Steinway Prize Winner Concerts Network präsentierte man im dritten Konzert die in Lyon geborene 28-jährige Pianistin Maroussia Gentet.

Das Podium „Talente entdecken“ dient Nachwuchstalenten als Sprungbrett zu einer Pianistenkarriere. Maroussia Gentet studierte in Lyon und Paris, gewann 2018 den ersten Preis beim Wettbewerb „Concours International de Piano d´Orléans“, ein Wettbewerb, der ausschließlich Werke des 20. und 21. Jahrhunderts zulässt. Im Schumann-Saal gab sie nun mit zwei zeitgenössischen Werken ihre Visitenkarte ab. Sie spielte „Tangata Manu“ (1995) aus „Miniature estrose“ des 60-jährigen italienischen Komponisten Marco Stroppa und „Invocation“ (2017), vom französischen Komponisten Alex Nante (1992). In ihrem Programm konfrontierte sie diese neue Musik mit den beiden Beethoven-Sonaten op. 14 Nr.1 und 2, die sie mit ganz persönlicher Note interpretierte.

Ein Merkmal ihres Spiels, das gleichermaßen auf Klassik wie Moderne zutrifft, ist ihre Eloquenz. Man hat das Gefühl, sie erzählt Geschichten: Motive und Phrasen werden behutsam und achtsam gestaltet, grummelnde Bässe, flirrend-helle Töne, Tanzrhythmen und Vogelstimmen werden mit einer Zartheit und Leichtigkeit gespielt, Obertöne von mitschwingenden Leersaiten wie in Stroppas Komposition fördern außergewöhnliche Klangfarben. Maroussia Genets Spiel ist einfühlsam und intensiv, der zarte Anschlag liegt ihr mehr als der bombastische Klang. Sie nimmt den Hörer mit in eine ebenso virtuose wie zauberhafte Klangwelt.

Höhepunkt und Finale des Abends war Ravels „Miroirs“, aus den Jahren 1904/05, ein musikalisches Bilderbuch, in welchem Nachtklänge, traurige Vogelstimmen, Meereswellen und Glocken musikalisch dargestellt werden. Ein Meisterwerk pianistischer Kunst, das Genet meisterlich zelebrierte. Sie bot eine bewundernswerte Energieleistung, voll Dynamik und Spannung, und dennoch blieb sie die einfache Erzählerin, die mit Klaviertönen von einer wundersamen, zauberhaften Welt berichtete.

Eine beeindruckende, vielseitige Nachwuchspianistin, die derzeit ihre Doktorarbeit schreibt, in der sie sich mit der szenischen Konstruktion der Bühnenpräsenz, insbesondere mit der Artikulation und Gestik des Musikers befasst. Sie ist eben eine Erzählerin auf der Bühne, ihr Sprachorgan ist das Klavier.