DÜSYS: Vereint im Rausch der Sinne

Thierry Fischer inszeniert bravourös Olivier Messiaens „Turangalîla“ in der Tonhalle.

Düsseldorf. Ein Crescendo, das eine ohrenbetäubende Dynamik erreicht und dennoch nicht schwer und massiv auftritt, gibt es selten; unter anderem kommt es in der 1949 entstandenen Sinfonie "Turangalîla" von Olivier Messiaen (1908-1992) vor. Einem mächtigen Klangapparat noch Leichtigkeit zu entlocken, gelingt vielleicht nur französischen Komponisten. Bei Deutschen und Russen kommt ein Großorchester meist schwerfälliger daher. Wie luftig eine Hundertschaft Instrumentalisten bei der Aufführung dieses Werkes klingen kann, demonstrieren in der Tonhalle gerade die Düsseldorfer Symphoniker unter der Gastleitung von Thierry Fischer.

"Turangalîla" ist eine Sinfonie für Klavier und großes Orchester. Und wie bei einem Klavierkonzert sitzt der Pianist mit seinem Flügel vor dem Orchester. Doch gibt es einen Unterschied: Der Solist verschwindet im Wolkennebel und ist in den Gesamtklang eingebettet. Der Klavierpart verlangt zwar vom Pianisten enorme Fingerfertigkeit, belohnt ihn aber nicht mit solistischem Glanz. Entsprechend brav sitzt Pianist Stefan Litwin vor den Tasten und verzichtet auf ausladende Gesten.

Ebenso versiert und sattelfest bewältigen die Düsys die enormen Anforderungen der Partitur. Komplizierte Rhythmen gelingen klar und transparent. Allerdings wirkt das Orchester, für das "Turangalîla" ja nicht gerade ein Repertoire-Stück ist, durchweg angespannt. Wer wollte den Instrumentalisten verübeln, dass sie einige Passagen etwas steif buchstabieren? Dass der Aufführung Eleganz und emotionale Eloquenz fehlt, gründet im Ungewohnten. Thierry Fischer hat das Orchester gleichwohl voll unter Kontrolle und erweist sich als zuverlässiger Steuermann.

In dem opulenten Werk geht es um Liebe und Religion, pure Lebensfreude und Gottverbundenheit. Das ulkige Elektroinstrument Ondes Martenot (gespielt von Thomas Bloch) klingt mit seinen hohen heulenden Gleittönen ein wenig so, als würde jemand im Radio einen außerirdischen Sender suchen. Messiaen bekannte sich aber auch zu einer "wollüstigen" Musik. Und in der "Turangalîla" vereint sich dieser Sinnenrausch mit der permanenten Bereitschaft zum Gebet. Montag, 20 Uhr, Tonhalle. Karten gibt es unter Tel. 0211/8 99 61 23.