Tonhalle Ein Monolog für zwei Pianistinnen
Düsseldorf · Die Reihe „Na hör’n Sie mal!“ mit dem Notabu Ensemble feierte den 100. Geburtstag des Komponisten Bernd Alois Zimmermann.
Es gibt Musik, die scheint für Interpreten geschrieben worden zu sein. Musik, die beim Lesen der Noten, der Partitur besondere Freude bereitet, von Spielanweisungen jeglicher Färbung gespickt, durchdrungen von Hinweisen, besonderen Notationen oder ungewöhnlichen Schreibweisen für Musik. Oft bekommt von diesem in den Noten verborgen liegenden Subtext der Hörer nur wenig mit. So verhält es sich auch bei vielen Werken Bernd Alois Zimmermanns, der zweifelsohne zu den wohl prominentesten und zugleich ungewöhnlichsten Vertretern der sogenannten „Avantgarde“ zu zählen ist.
Doch was heißt schon Avantgarde? Zimmermann, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, lebte mit seinem Schaffen in einer ganz eigenen philosophisch aufgeladenen Welt. Seine Musik kann eigentlich nur wirklich begriffen werden, wenn man diese philosophische, vielleicht auch transzendente Dimension zumindest im Hinterkopf behält. Doch dabei ist sein Werk so vielfältig, dass ein Schlüssel allein nur wenig hilft. Indes heißt dies nicht, dass seine Musik nicht intuitiv erspürt werden könne. Hört man sie unvorbereitet, wirkt sie bisweilen wie eine weite Landschaft, in der Neues auf Altes, Klares auf Verworrenes, Schroffes auf Sanftes trifft. Dies gilt auch für seine „Monologe“ für zwei Klaviere, die bestückt sind von Anspielungen, Zitaten, Verstrickungen und Verwicklungen. Indes ist vieles davon nur auf dem Papier erkennbar. Beim Hören wirkt das Werk wie ein großer Fluss, in dem sich Gegenwart und Zukunft zu einem etwas verschlammten Strom verschäumen.
Um der besonderen Dimension dieser Musik gebührende Bedeutung beizumessen, kam man auf die Idee, das Konzert im Helmut-Hentrich-Saal der Tonhalle mit einer Art Workshop zu verbinden. Dramaturg Uwe Sommer-Sorgente gestaltete mit den beiden Pianistinnen Frederike Möller und Yukiko Fujieda tiefe Einblicke in Zimmermanns – von Anweisungen und versteckten wie offenen Hinweisen durchzogene – Partitur. Wo wird Bach oder Debussy zitiert, wo verschmilzt Gegensätzliches miteinander. Keck antwortete insbesondere Möller auf Sommer-Sorgentes Fragen, die mit Notenbeispielen auch visuell verdeutlicht wurden.
Zuvor erklang Intercomunicazione für Cello (Dorothée Matthes) und Klavier; nach der Pause „Monologe“, die eigentlich mal ein Dialog mit Orchester waren, ungestört als Ganzes.