FFT: Action-Theater fehlt das Tempo
Das Senioren-Theater Seta feierte die Premiere des ausgezeichneten Stücks „Silverday“.
Düsseldorf. Jeden Donnerstagnachmittag bietet das Fitness-Studio "Bodystyle" für Senioren einen "Silverday" an. Rüstige Rentner können ihre Muskeln stählen und die Kondition stärken. Junge müssen draußen bleiben. Im Juta brachte das Seniorentheater Seta das Stück "Silverday" von Almut Baumgarten zur Uraufführung, das mit dem Dramatikerinnenpreis NRW ausgezeichnet wurde.
Acht fidele Ruheständler treffen sich regelmäßig und nutzen die schweißtreibenden Stunden zu Klatsch und Tratsch.
Wir lernen das Ehepaar Heidi (Brigitte König) und Heinz (Erwin Gruber) kennen. Sie hat erst ihren Vater, dann ihre Mutter zu Tode gepflegt. Jetzt ist ihr Mann dran, um den sie sich energiegeladen kümmert. Er hatte schon zwei Herzinfarkte, eine Prostataoperation und leidet unter einem viel zu hohen Blutdruck. Heidi wiederum freut sich schon darauf, selbst einmal als Pflegefall behandelt zu werden.
Der 88-jährige Kuno (Gerd Hendricks) hat erst seine Frau verloren, dann ist die Tochter aus dem Haus gegangen. Um der Stille daheim zu entfliehen, hat er vor zehn Jahren beschlossen, seine Zeit im Studio zuzubringen. So hat jeder seine kleine Geschichte. Doch dann kommt der Tag, der das geruhsame Leben durcheinanderwirbelt:
Ein als Affe verkleideter Mann (Klaus Deutzmann) stürmt ins Studio und nimmt alle Senioren-Sportler als Geiseln. Er fordert ein Fluchtauto, um abhauen zu können. Viel erreicht er in der Welt draußen nicht, denn dort verliert man bald das Interesse an der Tragödie. Ein Haufen frustrierter, überflüssig Gewordener bleibt zurück.
Das Thema, das für das Stück gewählt wurde ist spannend und enthält viel gesellschaftlichen Zündstoff. Die Inszenierung jedoch verpasst die Chance, diese Brisanz zu nutzen. Die Geiselnahme wird auf einen Vorwand reduziert, der es den Eingesperrten ermöglicht, von ihren Wehwehchen zu erzählen.
Es kommt zu keiner dramatischen Aktion, kein Konflikt entsteht, für den tatkräftig eine Lösung gefunden werden muss. Als sich der Coup des vermeintlichen Geiselnehmers dann auch noch als Hilfeschrei eines vereinsamten Rentners entpuppt, versandet die Idee, das Dasein alter Menschen in seiner Komplexität darzustellen, vollends.
Die Regie von Marlin de Haan verstärkt die Belanglosigkeit der Handlung. Mit Terrabändern, einem Gummiball und einer leichten Holzstange auf blauen Turnmatten kann keine Fitnessatmosphäre aufkommen. Das Darstellerteam jedoch ist durch die Bank fidel, witzig, gut drauf und voller Tatendrang. Die Regie fordert sie jedoch an keiner Stelle und traut ihnen anscheinend nichts zu.
Das Publikum im vollbesetzten Haus ließ sich von der Spielfreude der Truppe anstecken, ging engagiert mit und bedankte sich mit anhaltendem Applaus.