FFT: Die große Leere nach der Revolution
Petra Lammers inszeniert Heiner Müllers „Zement“ mit deutsch-kubanischen Darstellern.
Düsseldorf. "Wir sind allein mit der Revolution. Die Zeit der Träume ist vorbei", sagt Bürokrat Badjin in "Zement" von Heiner Müller.
Das Stück wurde 1972 von Müller nach einem Roman von Fjodor Gladkow für das Berliner Ensemble geschrieben. Kuba war seit 13 Jahren unter Führung der Revolutionäre und in Europa war die Deutsche Demokratische Republik von ihrer friedlichen Revolution noch sehr weit entfernt.
"Zement" beschreibt, wie der Aufbau einer neuen postrevolutionären Gesellschaft, an den Enttäuschungen der einstigen Kämpfer zu scheitern droht. Im Stück kehrt der Revolutionär Tschumalov nach dem Bürgerkrieg in eine Heimat zurück, die er nach den gesellschaftlichen Veränderungen nicht mehr wiedererkennt und in der er fremd ist.
Pünktlich zu Heiner Müllers 80. Geburtstag, 20-jährigem Mauerfall, 50 Jahre kubanischer Revolution und heutiger Finanzkrise, setzen sich kubanische und (ost)deutsche Schauspieler unter der Regie von Petra Lammers am FFT Düsseldorf mit Heiner Müllers Stück "Zement" auseinander.
Eine Besonderheit sind bei dieser Inszenierung die verschiedenen Perspektiven, aus denen die deutschen und kubanischen Schauspieler mit dem Müllerschen Text arbeiten.
Tschumalov (Rafael Banasik) tritt auf als Globalisierungsgegner, der in ein Land zurückkehrt, wo gerade im Zuge der Finanzkrise die Banken verstaatlicht wurden und wo die Arbeiter die Produktion in den Fabriken selber in die Hand nehmen.
Im Bühnenhintergrund laufen auf einem großen Pappfernseher Bilder des "Cuba TV", die ein erstarrtes Land zeigen, wo die Revolution zum leeren Wort geworden ist. "In die Inszenierung sind viele Erfahrungen der Darsteller eingeflossen. Idalmis Garcia Rodriguez (Polja) beispielsweise hat mir gesagt, dass für sie Revolution ein Wort ist, dem man nicht trauen darf. Sie erlebt täglich den herrschenden Mangel in ihrem Land", erzählt Petra Lammers von den Probenarbeiten.
Lammers sieht beide Systeme - das kapitalistische wie das kommunistische - als gescheitert und stellt mit der Inszenierung die Frage, was aus beiden Systemen dennoch bewahrt werden sollte.
Dem Stück voran lässt sie den kubanische Exil-Autor Carlos A. Aguilera seinen Monolog "Rede der toten Mutter" halten, der seine Position eines Ausgestoßenen reflektiert und damit auf den Müllerschen Text einstimmt. "Ich denke, Heiner Müller ist aktueller denn je. Gerade jetzt kann man ihn wieder spielen, denn er passt auf die momentane Stimmung der Lethargie und Angst in Deutschland", sagt Petra Lammers.
Premiere ist am Montag, 9. März, 20.30Uhr. Weitere Aufführungen: 11.,13., 20.30Uhr.