Tanzhaus: Eine Fusion der Kulturwelten
Die „Orientale“ zeigt die ganze Spannweite des Tanzes.
Düsseldorf. Der Karneval vereint das Unvereinbare. Traditionell fand die Eröffnung der "Orientale" an Weiberfastnacht statt und während im Café die Jecken feierten, tauchten im großen Saal die Freunde des orientalischen Tanzes in eine fremde Welt ein.
Moderiert von Kuratorin Dorothee Schackow präsentierte die Gala eine bunte Show aus Tanz-Appetizern und bot zugleich einen Überblick, was die Besucher bis zum 1. März erwartet.
Ein Heimspiel hatte die Tänzerin Manis, die seit Jahren am Tanzhaus unterrichtet, und zusammen mit Sophia Chariarse ein beeindruckendes Duo zeigte.
In loderndes Rot-Schwarz gekleidet beschworen sie in ihrer aus indischen und orientalischen Elementen gemischten "Asia Fantasy" ein Panorama der Elemente herauf. Mit Hilfe von vier Fächerschleiern ließen sie wilde Flammen züngeln, Wellen sprudeln oder eine Böe heranbrausen.
Was in der populären Musik gang und gäbe ist, erobert auch im Tanz zunehmend die Bühnen: Fusion. Da kombiniert die Pionierin des deutschen Fantasy-Tanzes Deva Matisa Bauchtanz mit Techno und mischt noch eine Prise HipHop dazu; die türkischstämmige Saheré und ihre fünfköpfige Compagnie lässt den Orient mit dem Jazzdance zusammenstoßen, Sophia Chariarse vermengt orientalischen Tanz mit Cancan- und Charleston-Elementen. Wie Lackmusstreifen wirkten dann die eher folkloristischen Beiträge.
Die junge Deutsche Sandra Chatterjee hat klassischen indischen Tanz studiert und zeigte einen traditionellen Kuchipudi. Eine Tanzform aus dem südlichen Indien, die mit starkem mimischem Ausdruck, differenziertester Gestik und rhythmisch eingesetzten Füßen ein dialogisches "Tanztheater" vorführt.
Ganz anders wiederum der stark aus Armen und Oberkörper entwickelte Tuareg-Tanz, den die algerische Tanzethnologin Amel Tafsout vorführte. Es war sicher kein Zufall, dass die erstmals in Düsseldorf zu sehende Bozenka am Schluss des Programms stand. Die Tänzerin mit kubanisch-tschechischen Wurzeln hat in Amerika, aber auch in Kairo Tanzwettbewerbe gewonnen. Mit einem "Raks Oriental" und einem arabisch-andalusischen Tanz bewies sie einmal mehr, wie wenig Bauchtanz mit dem Bauch zu tun hat.
Es war schlicht atemberaubend, wie die Tänzerin den Rhythmus in unaufhörlichem Fluss durch ihren Körper schickte, Akzente und Kontrapunkte setzte, wie am Ende der Körper selbst Musik wurde. Wer da keine Lust am orientalischen Tanz bekam, dem ist nicht zu helfen.