Forum Freies Theater: Gespenster der kolonialen Vergangenheit
Yvette Coetzee begibt sich im FFT Juta auf die Spuren ihrer Familie in Afrika.
Düsseldorf. Ein Diaprojektor wirft ein Bild auf die gemusterte Tapete: Ein Zebra geht am Pool spazieren. Aus dem Off hört man verlockende Werbung für Safaris in Namibia. Aber der Schauplatz von Yvette Coetzees szenischer Erzählung sieht anders aus: "Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen", wie schon der Titel vor falschen Erwartungen warnt. Das schäbige Zimmer befindet sich eher in einem kalten Land, denn die junge Frau liegt in Wolldecken eingewickelt im Sessel, die Füße auf dem kleinen Heizkörper. In der Inszenierung von Anne Hirth spielt Yvonne Coetzee sich selbst, eine Schauspielerin aus Südafrika, die vor sechs Jahren nach Berlin gekommen ist. Ihre Vergangenheit springt sie in ihrem neuen Alltag aus allen Ritzen an. Familienfotos tauchen auf; die Stimme aus dem Off erzählt von einem Besuch bei der Oma auf der Farm in Namibia. 15 Jahre nach der Apartheid weiß Yvette nicht, wie sie mit den Hausangestellten umgehen soll, die sie nach wie vor bedienen und sich dieses Recht auf ihre Arbeit nicht nehmen lassen. Yvette Coetzees Urgroßvater kam in die damalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika, um gegen die Hereros zu kämpfen. Der junge Mann wollte die ganze Welt sehen, "aber das hier nicht", wie er sagte, als er zwischen Leichen im Wüstensand herumstolperte. Der Hererokrieg von 1904 gilt heute als erster Völkermord der Moderne, erst 2004 entschuldigte sich Deutschland dafür.
Die Ehefrau für den Afrika-Farmer wurde per Zeitungsannonce gesucht
Den eindrücklichen Text liest die Schauspielerin von einem Papierstreifen aus einem geschredderten Haufen ab, den sie in der Tiefkühltruhe gefunden hat, ebenso wie das alte Grammophon, aus dem die Stimme ihrer Urgroßmutter erklingt. Die wurde damals per Annonce gesucht, um dem Neufarmer eine Frau zu schicken.