Fotografie: Als Immendorff halb nackt auf der Straße lag
Jörg Boströms ausdrucksstarkes Buch über die Proteste der Künstler im Düsseldorf der 1960er Jahre.
<strong>Düsseldorf. Passend zur Beuys-Ausstellung im Stadtmuseum bringt der Kerber-Verlag einen Bildband mit Fotos von Jörg Boström heraus. Boström galt als kritischer Augenzeuge der 60er Jahre, rund zehn Jahre älter als viele Akteure vor seiner Linse. So dokumentierte er zum Beispiel den Schaukampf zwischen den Beuys-Schülern Jörg Immendorff und Johannes Stüttgen, bei dem der halb bekleidete Immendorff unterlag.
Ansonsten hantierte Otto Piene mit Gasbrenner, Heinz Mack mit Teelichtern, Joseph Beuys mit dem Manresa-Stab. Und Boström engagierte sich für Demos, arbeitete er doch selbst in der Gruppe "Politisch Soziale Realität" (PSR) gegen die "verkrusteten Strukturen der Düsseldorfer Kulturlandschaft".
In Gruppenbildern tauchen die Freunde auf, Gerhard Richter im Verbund mit Sigmar Polke und Konrad Lueg oder Akademiedirektor Norbert Kricke mit Kollegen wie Rupprecht Geiger oder John Anthony Thwaites. Es gab Situationen, die bis heute andauern, wenn etwa Bazon Brock das Mikrofon hielt und nicht mehr los ließ.
Das heute fast vergessene "Go in" glich einem Hineinplatzen in eine Festgesellschaft. Bei der Minimal Art-Schau in der Kunsthalle, 1969, übte Boström selbst den Protest, weil er den Realitätsbezug der Kunst vermisste. Der Höhepunkt derlei Störmanöver war die Eröffnung des neuen Schauspielhauses, 1970, als Immendorff & Co gegen das Kulturestablishment zu Felde zogen.
Titel "Zeitsprung. Rebellisches Düsseldorf 1966 - 1972", mit Fotos von Jörg Boström, herausgegeben von Renate Buschmann, Kerber Verlag.