Ausstellungen in Kaiserswerth und New York Zwei Düsseldorfer Fotografinnen stellen im Kunstarchiv aus

Düsseldorf · „Zusammenspiel“ heißt die Ausstellung der Fotografinnen Anne Pöhlmann und Natascha Borowsky im Kunstarchiv Kaiserswerth. Währenddessen zeigt das Metropolitan Museum of Art in New York eine große Becher-Retrospektive.

 „Entry #10 Konohira sensei, for Inge“ von Anna Pöhlmann ist 2017/2018 entstanden. Es handelt sich um einen Foto-Direktdruck auf Seide, Lamé und Seidenorganza.

„Entry #10 Konohira sensei, for Inge“ von Anna Pöhlmann ist 2017/2018 entstanden. Es handelt sich um einen Foto-Direktdruck auf Seide, Lamé und Seidenorganza.

Foto: Studio Anne Pöhlmann

Kulturdezernentin Miriam Koch und Gabriele Conrath-Scholl von der Kölner SK-Stiftung Kultur haben am Freitag die Ausstellung „Zusammenspiel“ der Düsseldorfer Fotografinnen Anne Pöhlmann und Natascha Borowsky im Kunstarchiv Kaiserswerth eröffnet. Unisono lobten sie nicht nur die Künstlerinnen, sondern ihre Köln-Düsseldorfer Kollaboration zum Wohle eines erhofften Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf. Dieser Liaison entspringt auch die große Becher-Retrospektive im Metropolitan Museum of Art in New York, die anschließend nach San Francisco geht.

Die Lobeshymne von Met-Chef Max Hollein und dem amerikanischen Leiter der Fotografie-Abteilung, Jeff Rosenheim, zur Vernissage im Juli können die Düsseldorfer auch heute noch verfolgen, denn sie steht im Netz. Hollein bezeichnet gleich in seinen ersten Worten die Becher-Schau als seinen „absoluten Traum“, lehrte doch sein Vater Hans Hollein einst als Kollege der Bechers gleichfalls an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die Fotografen wie der Architekturprofessor hätten die „große skulpturale Qualität und Kraft“ in der anonymen Industriearchitektur erkannt, die die Bechers in Schwarz-Weiß „für die Ewigkeit“ festhielten. Die Schau in New York, die dem Sohn Max Becher, dem Kölner Becher-Archiv und dem Düsseldorfer Becher-Studio unter Chris Durham zu verdanken ist, setzt einen besonderen Akzent auf Hilla Becher, denn sie war die Fotografin. Im Archiv wurden ihre frühen Studien metallischer Formen gefunden, in denen Licht und Metall in dramatischer Form aufeinander reagieren. Hollein meint gar: „Hilla war der Fotograf der beiden. Bernd war der Maler und Zeichner, kam von der deutschen Neuen Sachlichkeit und war fasziniert von der Idee einer präzisen Darstellung.“ Ihrer beider Industrie-Aufnahmen erscheinen in den Augen der Amerikaner wie mehransichtige „Porträts“. Ihre Landschaften wirken wie von Drohnen aufgenommen.

Interessant ist die Reaktion von Blake Gopnik in der „New York Times“. Er vergleicht die Bechers mit der Pop-Größe Andy Warhol. Beide seien passionierte Sammler gewesen, der eine mit Suppendosen, die anderen mit der Typologie der Industriegebäude. In beiden Fällen sei es um Kunst gegangen. Gopnik erwähnt die veraltete Technik mit Weitwinkelobjektiv, Balgengerät und grau-schwarz getönten Abzügen, die sich anfühlen, als könnten sie ewig sein. So eine Technik passe zu den letzten Momenten der Industriellen Revolution.

Motive in künstlicher
Natur auf Seide gedruckt

Der Glanz der New Yorker Schau fällt auf Düsseldorf zurück, wenn auch die ursprünglich von Beat Wismer für den Kunstpalast geplante Becher-Retrospektive nicht oder vorerst nicht stattfindet. Max Becher fand Amerika „ganz wichtig“, betont Gabriele Conrath-Scholl. Das sei jedoch kein Schaden für Düsseldorf. Es gehe ja auch mit der hiesigen Foto-Szene weiter, wie die aktuelle Ausstellung in Kaiserswerth zeige. Konkretes zum Düsseldorfer Standort eines Bundesfotoarchivs wird jedenfalls nicht verraten.

Zur Ausstellung selbst nur so viel: Natascha Borowsky studierte noch bei Bernd Becher. Sie unterhält mit einer kleinen Gruppe von Kollegen an der Theodor-Heuss-Brücke eine gemeinsame Farbdunkelkammer mit Filtern und Chemikalien für ihre analogen Negative. Ihre Motive sind Mineralien, Steine, Pflanzenteile und Fundobjekte, die sie auf farbige Textilien oder gekochte Substanzen platziert, bevor sie zur analogen Großbildkamera greift. Neuerdings entstehen auch digitale Fotogramme, die in ihren Farben faszinieren, aber leider nicht gezeigt werden.

Anne Pöhlmann startete in Mainz und schloss ihre Studien bei Thomas Ruff und Rita McBride ab. Seit ihrer Kindheit ist ihr die Fotografie geläufig, die sie reflektiert, analysiert und in der sie versucht, die digitalen Mechanismen zu überlisten. Auf glänzende, teilweise semitransparente Stoffe überträgt sie Kurven, sodass die feinen Strukturen der Stoffe im Verbund mit den Bildpixeln im Sensor der Kamera einen Moiré-Effekt erzeugen, der irritiert und erstaunt. Anders ist ihr Japan-Tagebuch nach einem Stipendium im Land der aufgehenden Sonne. Hier druckt sie Motive in künstlicher Natur auf Seide und umrahmt sie mit textilen Stoffen. Ihre jüngste Serie spielt mit dem Faltenwurf, dem Netzmaterial und dem Licht, wovon ein düsterer, dennoch höchst sinnlicher Reiz
ausgeht.