Kulturtag in Willich „Ich denke in Malerei“

Willich · Die Willicher Künstlerin Anne Fiedler schafft mit Malereien, Zeichnungen und Rauminstallationen kleine Ruheräume und Oasen, in denen Betrachter eine kurze Auszeit nehmen können. Die Ausstellung wird bei „Kunst im Kern“ zu sehen sein.

Die meisten Motive und Objekte in der Ausstellung von Anne Fiedler haben einen Naturbezug. Die Willicherin, die in der Stadt ein Atelier führt, will mit ihrer Kunst „viele Sinne ansprechen“.

Foto: Norbert Prümen

. Es ist das große Interesse an und eine intensive Leidenschaft für die Natur, die alle Kunstobjekte von Anne Fiedler deutlich prägen. Seien es die großen Acrylbilder, seien es die Zeichnungen und Aquarelle, seien es die kleinen spielerisch entstandenen Objekte. Der große Tisch im Atelier biegt sich unter den kleinen zarten Bildern und Objekten, die Lust machen, genau hinzuschauen. Kleine Käseschachteln beherbergen bearbeitete Wurzeln oder getrocknete Gräser, andere Kistchen sind zum Bildträger geworden. Fiedler bereitet gerade ihren Beitrag zur Aktion „Kunst im Kern“ vor, die am 13. August in Willich stattfinden wird.

Die 45-jährige Anne Fiedler ist gebürtige Willicherin. Hier wuchs sie auf und absolvierte die Schulausbildung. Hier wurde sicher auch ihre Liebe zur Natur entwickelt. Nach dem Abitur ging sie nach Paderborn, wo sie 2003 ihr Staatsexamen in Kunst und Philosophie ablegte. Aber: „Eigentlich wollte ich immer schon Kunst machen.“ Und das tat sie auch. Den Weg zur Künstlerin bezeichnet sie als eine „schleichende Entwicklung“, die für die Mutter zweier Töchter immer auch in den Rahmen des Familienmanagements passen sollte. 2008 eröffnete Anne Fiedler ihr Atelier auf der Peterstraße in Willich. Nicht nur die eigene Kunst entsteht seitdem an diesem Ort, hier bietet sie auch Kurse an. Außerdem führt Fiedler Kinder- und Jugendprojekte durch und gibt Kurse für Erwachsene, beispielsweise an der Volkshochschule.

Worum es ihr geht, wenn sie Kunst macht? „Es ist ein Bedürfnis, eines, das nicht auf andere ausgerichtet ist“, erklärt die Künstlerin, „ich denke in Malerei.“

Das bedeutet: Fiedler sieht etwas in der Realität oder eine Abbildung, eine Fotografie, und erhält den Impuls, das Gesehene malerisch umzusetzen, der Struktur, Form und Farbe des Gesehenen malerisch auf den Grund zu gehen. „Ich kommuniziere mit der Vorlage“, erklärt sie.

Das ist der formale, malerische Aspekt. Der zweite Aspekt betrifft die inhaltliche Seite: „Wenn ich eine Vorlage habe, dann beschäftige ich mich immer auch mit der dargestellten Situation oder der Aussage des Motivs.“

Das Motiv an sich, wie eine Baumrinde oder die Flechten auf einem Stamm, ist kaum noch zu erahnen, es verwandelt sich in eine vielschichtige Landschaft aus miteinander kombinierten Farben. In den vergangenen Jahren hat Anne Fiedler ihren künstlerischen Schwerpunkt auf Rauminstallationen gelegt, die aus Malerei, Zeichnung, Objekt und Foto bestehen können.

Ein Beispiel sind die „Kunstboxen“. 2021 erhielt Anne Fiedler ein NRW-Stipendium und suchte fünf deutsche Nationalparks auf, in denen sie mehrere Tage lang wanderte, zeichnete, fotografierte und filmte. Daraus entstanden die „Kunstboxen“, die die künstlerisch umgesetzten Erinnerungen an die Parks erhalten. Da ist dann auch mal ein Stück Borke im Objektrahmen aufbewahrt. Die Boxen können ausgeliehen werden, bei der Künstlerin im Atelier oder ab September in der Krefelder Artothek. „Ich möchte viele Sinne ansprechen“, sagt Fiedler. Sehen, manchmal riechen, oft hören und vor allem: etwas spüren, emotional.

Die Natur ist Anne Fiedler wichtig. „Die Natur schenkt uns die Auszeit, wir brauchen sie zum Überleben.“ Mit ihren künstlerischen Installationen schafft sie kleine Ruheräume und Oasen, in denen die Betrachter ihre kurze Auszeit nehmen können.

Anne Fiedlers Arbeiten sind am Samstag, 13. August, 13 bis 18 Uhr, im Rahmen der Aktion „Kunst im Kern“ im alten Schleckergebäude, Bahnstraße 14, zu sehen. Während dieser Zeit stellt sie ihr Atelier auf der Peterstraße 49 der Künstlerin Nina Mußmann zur Verfügung. Es gibt zwei Eröffnungsabende: Am Dienstag, 9. August, 19 Uhr, im Schleckergebäude, Bahnstraße 14, und am Donnerstag, 11. August, 19 Uhr, in der Alten Schnapsfabrik, Kreuzstraße 19.