Goethe und die Heiligen
Eine literarische Reise, die Goethes Kritik an der Heiligenverehrung aufzeigt.
Düsseldorf. Die rote Papierblüte am Weihnachtsbaum raschelt leise. Die vergoldeten Nüsse, Äpfel, Plätzchen und Zuckerkringel fallen sofort ins Auge. Die riesige Tanne im Eingangsbereich der Ausstellung ist nach Vorgaben der Goethe-Zeit geschmückt und stimmt auf die Ausstellung "Goethe und die Heiligen" ein.
Goethes unmittelbares Interesse an Heiligen wie Josef, Maria, Ottilie, Rochus sowie Walpurgis und Rosalie entspringt weniger einer heilsbezogenen, als vielmehr einer ganz pragmatischen Perspektive: "Sie sind leuchtende Vorbilder für Frömmigkeit, Selbstlosigkeit oder auch Humor", sagt Kurator Volkmar Hansen.
In zwölf Vitrinen werden 120 Objekte aus der Sammlung Kippenberg präsentiert. Darunter befinden sich Handschriften von Schelling oder Notendrucke von Zelter. "Die Objekte stammen alle aus eigenem Bestand und dokumentieren Goethes Verhältnis zu den Heiligen", erläutert Hansen. Denn Goethes Verhältnis zum Christentum, welcher Prägung auch immer, war starken Schwankungen unterworfen.
Die große Weihnachtsausstellung reiht sich in den Zyklus der vergangenen Jahre ein. Vor zwei Jahren konnte man die Ausstellung "Goethe und die Bibel" anschauen, im vergangenen Jahr widmete sich die Ausstellung Johannes Daniel Falk (1768-1826) dem Schöpfer des ebenso bekannten wie beliebten "O du fröhliche".
"Und in diesem Jahr sind die Heiligen dran", sagt Heike Spies. "Die Abfolge der Texte vermittelt eine Begegnung mit den Heiligen aus Goethes Sicht", erklärt sie die Konzeption der Ausstellung. "Liest man alle Ausstellungsstücke, ist das auch ein literarisches Erlebnis", sagt Spies. Die literarische Reise beginnt mit Erfahrungen im heiligen Rom, geht dann weiter über Sizilien, setzt sich mit der Romantik und Gegenromantik auseinander.
Alles in allem untersucht die Ausstellung die Akzeptanz, Würdigung und kritische Wahrnehmung Goethes gegenüber der damals herrschenden Heiligenverehrung. "Die Sammlung öffnet ein neues und spannendes Fenster zur Literatur", da ist Volkmar Hansen sicher.