Gospel-Audienz bei Queen Esther

Die Harlem Gospel Singers begeistern ihr Publikum mit Evergreens des Genres und einem Medley aus Whitney Houstons Hits.

Stehende Ovationen, Klatschen im Rhythmus der Musik, beseelte Gesichter — so die Auswirkung eines Konzerts der Harlem Gospel Singers am vergangenen Wochenende in der Tonhalle. Queen Esther Marrow, die heitere Hohepriesterin des Gospel-Gesangs, sorgte mit ihrem in kirchliche Gewänder gehüllten Chor und der Band für die spezielle Mischung aus Spaß und Spiritualität. Motto der beiden Abende am Samstag und Sonntag: „Wonderful World“ — in Anlehnung an Louis Armstrongs Erfolgshit.

Die tolle Stimmung am Schluss war anfangs noch nicht unbedingt abzusehen: Zwar sangen und tanzten die Gospel Singers und ihre im hellen Silbergewand einherschreitende Queen Songs wie „Feeling Good“ und „God is up to Something“ durchaus dynamisch, doch wirkte alles zunächst nur routiniert, professionell vorgeführt, eingeübt, aber unpersönlich. Der Bezug zum Publikum und das für Gospels so charakteristische Sendungsbewusstsein wollten in der ersten Showhälfte noch nicht so recht entstehen. Doch nach der Pause stieg die Stimmung gewaltig: Das Publikum ging mehr und mehr mit, die Performance gewann an Persönlichkeit, und so schaukelte man sich gegenseitig auf.

Für die zweite Halbzeit hat sich die Gruppe zudem eine Hommage an die vor knapp einem Jahr verstorbene Pop- und Soul-Sängerin Whitney Houston aufgehoben: Es erklang ein Medley aus ihren Welthits wie „Greatest Love of All“, „Step by Step“ und „One Moment in Time“, Lieder die hier auch von Männern vorgetragen wurden. Währenddessen war auf eine große halbrunde Leinwand ein wunderschönes Konzert-Foto von Whitney Houston aus ihren Glanzzeiten überlebensgroß projiziert. Stimmlich kam nun allerdings keiner der Gospelsänger auch nur annährend an die Pop-Diva heran.

Beim Song „Didn’t it rain“ erschien Queen Esther in einem blutorangefarbenen Glitzerkleid und stand glutrot im hellen Scheinwerferlicht, im Hintergrund wurde auf der Leinwand Regen simuliert. Unterdessen musste die charismatische Esther Marrow nicht viel machen, um das Publikum zu erreichen: Wenn sie in die Hände klatschte, klatschten alle Zuschauer mit. Tosender Schlussapplaus. Und ohne das berühmte „Happy Day“ als Zugabe ließ man die Harlem Gospel Singers natürlich nicht von dannen ziehen.