Heine-Büste mit Brüchen
Mit 50 000 Euro unterstützt der Verein Bert Gerresheim, der das Dichter-Abbild für die Walhalla fertigt.
Düsseldorf. Die Walhalla ist ein klassizistischer Tempel an der Donau und gilt als Deutschlands Ruhmeshalle. Hier stehen 129 Persönlichkeiten "teutscher Zunge" als Marmorbüsten. 2009 kommt eine Heine-Büste hinzu. Ursprünglich sollte diese ehrenvolle Aufgabe der verstorbene Jörg Immendorff übernehmen. Vor zwei Tagen ging der Zuschlag an Bert Gerresheim. Finanziert wird das 50 000 Euro-Projekt vom Freundeskreis Heinrich Heine.
Karl-Heinz Theisen, Vorsitzender der noblen Runde, wird mit seinen 400 Mitgliedern sogar den Festakt finanzieren. Er hatte sich vor sieben Jahren mit dem pensionierten Schulleiter Karl Klezok aus Unterschleißheim verbündet, in einer rheinisch-bayerischen Liaison. Der bayerische Ministerrat musste von einer Persönlichkeit überzeugt werden, die Theisen im WZ-Gespräch so umreißt: "Heine war Vorkämpfer für Toleranz und Zivilcourage, gegen den Fremdenhass. Diese Persönlichkeit gilt es zu ehren."
Gerresheim ist für seine Aufgabe gut gewappnet. Er hatte 1981 die Totenmaske aus dem Heine-Institut zum Ausgangspunkt seiner Skulpturen-Landschaft am Schwanenmarkt genommen. Er sagt über seine damalige Darstellung: "Heine hat sich nie fotografieren lassen. Alle Bildnisse über ihn pflegen den Dichter-Mythos. Das einzig authentische Dokument ist die Totenmaske." Gerresheim wagte es damals, den Dichter nicht zu glorifizieren, sondern als geschundene Kreatur zu präsentieren.
Und nun für die Walhalla? Was wird Gerresheim dem Pantheon zum ewigen Ruhme Heines beisteuern? Er will, einen neuen Klang in den wunderschönen Raum des berühmten Architekten Leo von Klenze bringen. Im WZ-Gespräch sagt er: "Ich möchte die Zerstörung Heines, die Zersetzungen und Brüche klar machen. Bei Heine muss es Störungen geben, durch Schnitte und Spalten. Er war kein Dichterfürst wie Goethe."
Gerresheim hat sich die Ruhmeshalle inzwischen angeschaut. Sein Eindruck: "Sie wirkt wie eine surreale Erscheinung. Es ist das Wunschbild des Bayern-Königs Ludwig I., der eine Griechenland-Sehnsucht hatte. Er schuf eine fremde Welt an der schönen Donau."
Nun darf Gerresheim nicht tun, was er will. Er nennt die Vorschriften: "Alles soll edel sein, sogar der Steinbruch in Carrara ist vorgeschrieben. In der Größe muss sich meine Skulptur der Umgebung anpassen. Ein Podest besteht schon. Die Bayern sind sehr streng."