„Der echte Fan muss leiden!“
Kabarett: Fußballfan Frank Goosen plaudert im Zakk rund um „Echtes Leder“ und gibt einen persönlichen Blick auf den Ballsport.
Düsseldorf. Fußball ist unser Leben, besonders bei einem wichtigen internationalen Turnier. Menschen, denen dieser Sport sonst schnuppe ist, verwandeln sich plötzlich in Abseits-Experten mit Gesichtsbemalung und beutelähnlichen Klamotten in Nationalfarben. Nicht so Frank Goosen. Er lebt und liebt Fußball immer.
Wobei der Mann, der einst mit dem Literaturkabarett "Tresenlesen" bekannt wurde und figürlich inzwischen zum Kugelblitz mutierte, es nicht leicht hat: Er ist bekennender Fan des VFL Bochums. "Den Verein suchst du dir nicht aus. Der wird dir gegeben."
Stramme 40 Minuten repetiert der 42-jährige Bochumer sein kurzweilig-amüsantes Programm, ehe er das erste Mal zum Notenständer schreitet, um eine Geschichte vorzulesen. Und obwohl es thematisch um Fußball geht, wird das keine Sekunde langatmig oder gar langweilig.
Assoziativ nimmt er mit ins Stadion, wo im Würstchenduft Hände geschüttelt werden. Gemeinsam werden Sammelbildchen gekauft, getauscht und geklebt und man erinnert sich, wie schön so manches Match wäre, wenn es da nicht auch noch den Gegner auf dem Platz gäbe.
Mit "Der echte Fan muss leiden" leitet Goosen über, mit Headset frei auf der Bühne beweglich ("Ich seh’ ein bisschen aus wie ein Motivationstrainer"), zu tragisch-komischen Erfahrungen über den VFL Bochum. Er schmutzt über den FCB ("Jedes Klischee stimmt. Der FC Bayern ist von vorne bis hinten scheiße.") und schmeißt sich an die Düsseldorfer ran ("Kölsch? Das ist das Zeug, das in der Eifel galoppierenden Pferden vom Rücken gestreift wird").
Fast rührend ist es, wenn sich Goosen an alte Zeiten erinnert. Minutiös genau referiert er über Ereignisse, die Normalsterblichen bloß noch nebulös durchs Gedächtnis schwirren würden und weiß, dass am 15. Februar 1975 Bochum den Wuppertaler SV mit 4:2 nach Hause schickte. "Eine goldene Zukunft stand bevor."
Seine Erklärung für seine Fußballliebe: Seine DNA besteht nicht aus Aminosäuresequenzen, sondern aus Leder. Wie der Vater so die Kinder: Goosen hat seinen eigenen Nachwuchs, er hat zwei Söhne, früh an seinen Lieblingssport herangeführt.
"Die Saat geht auf!", verkündet er strahlend, streift noch rasch die "Schmach von Cordoba", kennt aus dem Effeff sämtliche relevanten Partien nicht nur seines Clubs, sondern auch die aus Europapokal und/oder Champions League, bringt mit einer Anekdote über seinen Onkel Herbert, einem gebürtigen Gelsenkirchener, der spielentscheidende Situationen grundsätzlich verpasste und watscht dumpfe Kommentatoren ("Dummes Gelaber? Das ist dann Bela Rethy. Den kann ich nicht ertragen.") ab.
Als habe der Kapitän den alles entscheidenden Elfmeter geschossen, wird Goosen am Ende beklatscht. Ganz Profi hat er selbstverständlich auch eine Zugabe vorbereitet - das dunkelste Kapitel der Vereinsgeschichte. "Eigentlich hätten wir das Spiel gewinnen müssen. Aber eigentlich sollte man auch mehr Schwarzbrot essen." Dann ist Signierstunde und endgültiger Abpfiff.