In „Lucio Silla“ steckt der ganze Mozart
Christof Loy zeigt „Lucio Silla“ in der Kopenhagener Inszenierung an der Rheinoper.
Düsseldorf. "Lucio Silla", das sei Mozarts "Tristan und Isolde", sagt Christof Loy. Dafür spreche die Todessehnsucht zweier junger Menschen, die im Stück zum Ausdruck komme.
Der 16-jährige Mozart sei kein unreifer Knabe gewesen, er habe in seinem jungen Leben so viel gesehen, wie mancher mit 80 nicht, sagt der Regisseur, der Mozarts Frühwerk "Lucio Silla" an der Oper Kopenhagen inszeniert hat und die Produktion nun an die Düsseldorfer Rheinoper holt.
Dieser Einschätzung pflichtet Dirigent Andreas Stoehr bei; die selten aufgeführte Oper lasse bereits den ganzen Mozart erkennen, sei modern, originell, leidenschaftlich, frech, ausladend, ja maßlos.
In Mozarts drittem großen Bühnenwerk geht es um junge Menschen und ihre existenziellen Erfahrungen mit Liebe, Freundschaft, Loyalität und Gerechtigkeit. Man schreibt das Jahr 79 vor Christus:
Das Leben und die Liebe der jungen Protagonisten Giunia und Celio sind bedroht durch den launisch und berechenbar regierenden römischen Kaiser Lucio Silla.
Das im antiken Rom spielende Drama will Christof Loy aber in seine eigene Zeit versetzen, sich vor einer banalen Alltags-Übertragung indes hüten.
"Meine Bühne ist minimalistisch und verzichtet auf viele Requisiten", sagt Loy. Im Mittelpunkt stehe der Darstellungsstil der Sänger, die in sich selbst die Wahrheit suchen sollten.
Für die Partie der Giunia konnte Christof Loy die international bekannte Sopranistin Simone Kermes gewinnen. "Christof Loy hat mich gefragt, und ich war zunächst noch etwas unsicher", sagt Kermes.
Zwar habe sie schon die Konstanze aus Mozarts "Entführung" gesungen, doch diese Partie sei außergewöhnlich virtuos angelegt.
"Ich bin froh, dass ich die Rolle schon in Kopenhagen gesungen habe, so dass sie bereits wachsen konnte."
Prinzipiell liege ihr die Partie sehr gut, sagt Kermes, sie singe gerne Koloraturen und könne sich in virtuosen Kadenzen gut einbringen. Bei der Kostümauswahl müsse sie aber einen kleinen Kompromiss eingehen.
"Ich dachte, ich bekomme ein schillerndes rotes Kleid, doch mittlerweile weiß ich: Es ist das kleine Schwarze."
Da die Bühne in Schwarz-Weiß gehalten sein soll und sie eine gefangene Frau im Gefängnis spiele, mache sie die Partie zuweilen ein bisschen depressiv. "Das Stück zieht mich schon etwas runter."