Tonhalle: Am Anfang verhalten, gen Ende betörend
Mit „Carmina Burana“ beschließen die Symphoniker die Saison der „Sternzeichen“.
Düsseldorf. Mit burleskem Pathos und monumentalem Aplomb verabschiedet sich die Saison der zwölf Symphoniekonzerte der Tonhalle, "Sternzeichen" genannt, in die Sommerpause. Carl Orffs beliebter Zyklus bäurischer Gesänge, "Carmina Burana", erklingt in einer kraftvollen und temporeichen Darbietung des Städtischen Musikvereins und der Düsseldorfer Symphoniker unter Gastleitung des in Flensburg geborenen und vornehmlich in Amerika wirkenden Andreas Delfs. Respektable bis vorzügliche Gesangssolisten, die Sopranistin Christiane Oelze, der Bariton Miljenko Turk und Tenor Michael Smallwood, setzen Glanzlichter auf die weitgehend mitreißende Darbietung.
Am Freitagabend dauerte es eine Weile, bis der Chor so weit auftaute, um emotional mehr aus sich heraus zu gehen. Das eröffnende "O Fortuna" wirkte steif und wie aufgesagt. Doch nach ersten zehn Minuten ohne Esprit steigerte er sich enorm.
Dirigent Delfs zeichnet sich durch ein klares und temporeiches Dirigat aus, vermag aber die bekanntlich zuweilen sturen Symphoniker nicht so recht auf seine Seite zu ziehen. Das Ergebnis ist ein versiertes, aber nicht sehr inspiriertes Musizieren. So gebühren die Lorbeeren dem Musikverein.
Aber auch die Solisten sind hervorhebenswert, vor allem Christiane Oelze. Ihre Stimme wirkt so frisch und rein wie zu Karrierebeginn. Oelze gehört zu den erfolgreichsten Absolventen der Meisterklassen von Elisabeth Schwarzkopf. Und es scheint, als hätte sie sich, nachdem sie vorübergehend gesangstechnisch neue Wege ging, der Ausbildung durch die strenge Lehrerin besonnen und betört heute mit einer perfekten, bei Bedarf gedeckten und durchweg sehr tragfähigen Kopfstimme. Das Berückende an Oelzes Gesang ist das reiche Nuancenspektrum in mittleren wie hohen Lagen.
Opernhafte Theatralik und lyrischen Schmelz bringt Bariton Miljenko Turk in seine anspruchsvolle Partie ein und überzeugt mit breitem Gestaltungsspektrum. Eine undankbare Rolle muss der Tenor als "gebratener Schwan" spielen. Extrem hohe Lagen müssen erreicht werden. Da klingt auch die Stimme eines souveränen Sängers wie Michael Smallwood dünn und gequetscht.
Der Abend begann mit zwei Werken Aaron Coplands, "Fanfare for the common Man" und "Appalachian spring". Leider brachte das Orchester für diese modern-romantische amerikanische Musik zu wenig Klangsensibilität und Präzision mit.