Auszeichnung für Ulrich Peltzer: Ein Zeuge der Überwachung
Ulrich Peltzer erhält den mit 15 000 Euro dotierten d.lit.-Literaturpreis der Stadtsparkasse.
Düsseldorf. Wenn eine Experten-Jury einen Preis vergibt, dann ist sie von dem auserwählten Kandidaten überzeugt, klar. Doch Ulrich Peltzer, diesjähriger Preisträger des d.lit.-Literaturpreises der Stadtsparkasse Düsseldorf, gelang es erstmals, auf den Vorschlagslisten aller Juroren zu zu stehen und wurde somit einstimmig gewählt.
Für Jurymitglied Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW, keine Überraschung. Bedient sich Peltzer in seinem Roman "Teil der Lösung" doch zum einen eines kinematografischen Erzählstils und erfüllt damit eine wesentliche Bedingung des mit 15 000 Euro dotierten Preises, der Autoren auszeichnet, die formal oder inhaltlich Bezug auf andere Medien oder Künste nehmen. "Vor allem aber werden der Roman und sein Thema von Tag zu Tag aktueller", sagt Serrer, der am Montagabend die Laudatio auf den Preisträger hielt.
In der Begründung der Jury heißt es: "Mit seinem letzten Buch ,Teil der Lösung’ hat Ulrich Peltzer einen politischen Roman vorgelegt, der die Omnipräsenz der optischen Überwachung thematisiert und zugleich einen Liebesroman mit präzise gezeichneten Figuren." Wieder einmal hat Peltzer damit die Realität erschreckend vorausgedacht - waren es bei "Bryant Park" die Anschläge vom 11. September, so nahm "Teil der Lösung" vor den Skandalen bei Lidl und der Telekom das Thema der Überwachung auf.
Peltzer selbst beschreibt dies als "Auflösung der Wirklichkeit". Diesen Zerfall eines großen Ganzen in viele Einzelteile macht der in Krefeld geborene Autor zu Beginn seines Romans auch ästhetisch deutlich. Über Monitore eines Kaufhauses sehen wir die Ereignisse und die Protagonisten - "Wir sind damit nicht Zeugen, sondern Zeugen der Beobachtung", erklärt Michael Serrer.
Für den Preisträger ist der Besuch in Düsseldorf vor allem Erinnerung an seine Kindheit und Jugend in Krefeld. "Als ich die Thyssenwerke sah, erinnerte ich mich an meine erste Demo", erzählt er und schwärmt von den Zeiten, als Düsseldorf neben Berlin und Hamburg mit seiner Kunstakademie und dem Ratinger Hof "Kraftzentrum" für Kunst und Musik war.
Hier finden sich die Wurzeln seines Denkens - der Protest, die Ideale. "Die Kunst hat keinen Auftrag", sagt Peltzer und spricht von ästhetischen "Verfahrensweisen", die Literatur erst politisch machen. Das ist dann wohl die große Kunst.