Auszeichnung für den großen Galeristen Hans Mayer
Porträt: Noch immer ist Hans Mayer aufgeregt wie ein großes Kind, wenn er gute Kunst entdeckt. Am Mittwoch wird der Kunsthändler vom Grabbeplatz auf der Art Basel geehrt.
Düsseldorf. Hans Mayer hatte mit 25 Jahren als Galerist in einem ehemaligen Sarglager in Esslingen angefangen und die Op-Art, die Kunst der Streifen und Spiegel, hoffähig gemacht. Zwei Jahre später eröffnete er mit dem Maschinenkünstler Jean Tinguely in seiner Krefelder Galerie, stellte ein Kunstwerk mit Schlauch in den Garten, drehte den Hahn auf und duschte sich sommers wie winters im Freien.
Bis der Krefelder Museumsdirektor Paul Wember ihm die Kunst-Dusche abkaufte. Da packte er seine sieben Sachen und zog nach Düsseldorf an den Grabbeplatz. Am Mittwoch erhält auf der Art Basel den European Gallery Award, die höchste Auszeichnung auf der wichtigsten Kunstmesse der Welt.
Das Verzeichnis der von ihm vertretenen Künstler liest sich wie ein Who is Who der modernen Kunst. Dennoch reagiert er noch heute wie ein großes Kind: "Wenn es plötzlich im Rücken prickelt oder wenn man ganz aufgeregt ist, merkt man: Mensch, du wirst mit etwas konfrontiert, was für dich ganz neu und spannend ist." So erzählt er Werner Raeune in einem 30-minütigen Film, der am 7. und 11. Juni im ZDF-Doku-Kanal gesendet wird.
"Du hör mal", meldete er sich 1979 bei Joseph Beuys am Telefon. "Ich habe morgen den Andy Warhol in meiner Galerie. Willst Du nicht kommen? Du stellst doch im nächsten Jahr im Guggenheim-Museum aus. Dann kommt er auch in deine Ausstellung." Beuys murmelte etwas in den Telefonhörer. Und am nächsten Tag fand ein Publikums-Spektakel sondergleichen am Grabbeplatz statt. Da trafen die beiden Szene-Stars aufeinander und schlossen sofort Freundschaft, umgeben von Hunderten von Gästen.
Der jung gebliebene Seniorgalerist hat sich die Neugierde, die Experimentierlust, das Crossover von Kunst, Musik und Literatur bewahrt. Helmut Newton erhielt bei ihm 1982 die erste Ausstellung in Deutschland. 20 Jahre später erlebte der Mega-Star dort seine letzte Ausstellung in Deutschland, vor seinem plötzlichen Tod im Januar 2004.
Bei Mayer darf man in den Ausstellungen auch lachen, wenn der inzwischen verstorbene "Männchen-Maler" Keith Haring einen BMW mit seinen berühmten Kürzeln dekoriert oder der Werbe-Mogul Michael Schirner nur Titel an die Wände hängt, weil die besten Bilder doch nur im Kopf sind.
Im Verschnitt hochkarätiger und populärer Kunst erhielten Rockmusik-Größen wie Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken oder die Hollywood-Legende Dennis Hopper ihre Auftritte als Künstler. Am Grabbeplatz spazierten Besucher mit einem Kopfhörer durch eine Schau, als diese Geräte noch etwas Besonderes waren.
Mayer ist Gründungsmitglied der ersten Kunstmesse der Welt in Köln. 1969 kam die Art Basel hinzu, dann die Fiac in Paris, die Arco in Madrid, die Art Basel Miami Beach. Zuhause in Düsseldorf muss er die Koffer packen, weil das Haus abgerissen und neu gebaut wird. Das ist für ihn kein Grund, nervös zu sein. Er zieht zwei Häuser weiter an die Heinrich-Heine-Allee 19, weil der Galerie-Kollege Dennis Kimmerich nach Amerika geht.