Porträt: „Der Sinn des Salons liegt in der Geselligkeit“
Konstanze Petersmann verfasst Gedichte und belebt eine fast vergessene Kulturform neu.
Düsseldorf. Der Besuch bei Konstanze Petersmann führt in die Maurenbrecherstraße nach Düsseltal. Vom gediegenen Ecksofa im Chesterfield-Stil blickt man auf das massive Bücherregal. Konstanze Petersmann zieht ihren neuen Lyrikband hervor. Über ihn will sie sprechen und über die Fortführung und Wiederbelebung der Salonkultur. In gewissen Abständen lädt die Düsseldorfer Dichterin dazu ein: "Kunstsinn / um Konstanze Petersmann" nennt sie ihren Salon.
Was nach Personenkult klingt, ist so nicht gemeint. In Danzig 1942 geboren, in der DDR aufgewachsen, widerstrebt ihr nichts mehr als Einflussnahme und Manipulation. Da ist ihr der Rückgriff auf Schleiermacher wichtig, der von "zweckfreier Geselligkeit als Kunstwerk" sprach. In freier Geselligkeit, sagt Petersmann, können Menschen im Salon zusammenkommen, um Lesungen und Musik zu lauschen und sich in privater Öffentlichkeit auszutauschen.
Ihre eigene Familie durfte nach fünfjähriger Wartezeit im Jahr 1983 aus der DDR ausreisen, da Teile schon seit längerem im Westen lebten. Aber besonders an ihre Jugendzeit in der Kreisstadt Sangershausen hat sie nur dunkle Erinnerungen, der Stalinismus dominierte, freies Geistesleben unterband die Partei. Immerhin erwähnt sie das Händel-Denkmal auf dem Markt und erzählt vom Rosarium, dem größten Rosengarten Europas, der 1903 errichtet wurde und in dem ein Rosenbusch aus Goethes Garten bis heute überlebt.
Petersmann hat einen bürgerlichen Beruf erlernt, geheiratet und ist Mutter. Aber das genügte ihr nicht. Sie belegte Kurse an der Fernuniversität Hagen, an der Schule für Dichtung in Wien und in Düsseldorf studierte sie Literaturwissenschaft und Psychologie. Das Schreiben begleitet sie von Jugend an, auch wenn das neue Buch erst ihr zweiter veröffentlichter Lyrikband ist.
Sie liebt die sensiblen Wendungen, "die schleier/ durchsichtiger schmetterlinge,/ die ihr sanftes schweigen/ wie kolibris bunt zerstäuben". "Verzauberter Abschied", "Metaphysische Geometrie" oder "Wortschatten - Schattenworte", so heißen einige ihrer Gedichte. Sie will vermitteln, was Wörter bedeuten und nicht, wofür sie missbraucht werden.
Petersmann liest am Dienstag, 10. Juni, um 19 Uhr im VVV, San-Remo-Straße 6, aus: Am Rande der ungestillten Brunnen. Gedichte, Athena Verlag Oberhausen, 71 S., 9, 90 Euro.