Theaterfestival eröffnet neue Welten in der Alten Paketpost
Am Donnerstag beginnt das deutsch-amerikanische Theaterfestival „Gimme Shelter“.
Düsseldorf. Früher wurden in der Halle unweit des Hauptbahnhofs Postzüge mit Paketen beladen und von dort aus in alle Welt verschickt. Nun sind es Gäste aus den USA, die den Weg von New York an diesen damals wohl eher wenig inspirierenden Ort gefunden haben.
"Es war faszinierend, mit und in diesem Raum zu arbeiten und hier vor Ort unsere Produktion zu entwickeln", berichtet Dramaturgin Dagmar Domrös. Zusammen mit dem US-Regisseur Daniel Fish bringt sie das Stück "We are not these Hands" von Sheila Callagahn im Rahmen des Theater-Festivals "Gimme Shelter" erstmals in Deutschland auf die Bühne.
Hauptspielort ist ein alter amerikanischer Straßenkreuzer, den die Theaterleute in den Posthallen entdeckt haben. Was im Auto passiert, können die Besucher vom großen weißen Schutzzelt, das mitten im Raum aufgebaut wurde, verfolgen. Das Geschehen im Innenraum wird mittels einer Videokamera auf die große Wand gegenüber des Publikums projiziert.
"Für mich war die Arbeit an so einem Ort ungeheuer faszinierend und eine sehr kreative Erfahrung", schwärmt US-Schauspielerin Susy Jane Hunt, die zusammen mit ihren Kollegen Lisa Joyce und Michael Rudko das Stück in Originalsprache mit deutschen Übertiteln präsentiert.
Bei der Geschichte geht es um zwei Jugendliche aus einem Entwicklungsland, die im Internetcafé einen Mann aus dem Westen treffen, von dem sie glauben, dass er all das besitzt, was ihnen fehlt. Doch der Gast ist selbst aus seiner Welt geflohen, weil er dort nur als Versager gegolten hat - so entsteht eine Begegnung zweier Welten, die gegensätzlich sind, sich aber doch anziehen.
Auch in der zweiten großen Produktion des deutsch-amerikanischen Festivals steht das Zelt im Mittelpunkt. Allerdings rückt hier die Bühne in Form eines Wohnzimmers ins Zelt hinein und findet dort Schutz vor der bedrohlichen Außenwelt.
Geschrieben wurde "Zwei Brüder drei Augen" von der Siegerin des "Autorenlabors 2007", Nora Mansman. Das "absurde Märchen" handelt von einer normalen Familienwelt, die von der sich im Untergang befindenen Außenwelt immer mehr ins Groteske gezogen wird.
So bei Frotzi mit den drei Augen oder dem freundlichen, älteren Werwolf Nobbi mit Stalin, seinem sprechenden Tumor. "Im Stück geht es um das Leben nach dem großen Knall und die Sehnsucht nach Glück und Geborgenheit. Auch wenn die Geschichte absurde Züge hat, erkennen sich die Menschen doch darin wieder", erklärt Regisseur Christian Doll.