Performance: Gespenster der Familie huschen durch das Bild
She She Pop zeigt im FFT Juta eine vergnügliche Performance, und das Publikum macht mit.
Düsseldorf. Willkommen zum Familientreffen! Mit Sekt und Orangensaft werden die Zuschauer im Juta begrüßt, einige gleich zum Gruppenfoto gebeten oder zum Einstudieren eines Liedchens.
Wenn man sich dann im Saal um eine U-förmige Tafel gruppiert, unter Kristallleuchtern Platz nimmt, taucht plötzlich der Verdacht auf, es könnten hier gleich Familienkatastrophen ausgebreitet werden - so wie in Vinterbergs oft auch auf der Bühne gespieltem Film "Das Fest".
Aber die Performancegruppe She She Pop hat mit ihrem "Familienalbum" anderes im Sinn. Das fünfköpfige Schauspielerkollektiv beleuchtet das große Thema von allen Seiten: Familie ist etwas, von dem man sich befreien möchte, um dann doch wieder danach Sehnsucht zu haben.
Sie kann grausam sein - und unterhaltsam, so wie dieses Treffen einer Großfamilie, an dem die Zuschauer aktiv teilhaben dürfen. Was erwarten die Eltern von den Kindern? Was sind diese bereit zu geben? Geht es um Geld oder um Liebe?
Lisa blättert ihr Familienalbum auf und erzählt die Geschichten dazu. "Ich habe mich daran gewöhnt, eine Kopie meiner Mutter zu sein", seufzt sie, denn unentwegt halten ihr die Verwandten vor, wie sehr sie doch ihrer verstorbenen Mutter gleiche, deren Namen sie auch trägt.
In einer Parodie auf die "Buddenbrooks" muss sich der Urenkel einer großen Familie vor seinen bedeutenden Ahnen rechtfertigen: Wie steht es mit dem Firmenkapital? Was hat er mit den vielen (vererbten) Talenten angefangen? Will er nicht etwas auf dem Klavier vorspielen? Sebastian windet sich - und dann macht auch noch die Flüsterbotschaft die Runde: Er ist schwul!
Im Schoß der Familie bleibt keiner vor Blessuren verschont, so sind wohl auch die Kostüme zu verstehen: Die Akteure bewegen sich in Unterwäsche mit Verbänden an Knien, Armen oder Schultern. Manchmal ziehen sie ein Netz über den Kopf; als Gespenster huschen sie dann hinter den Zuschauern durch, soufflieren den Text, wenn man gerade als Onkel, Tante oder Cousin mitspielen darf.
Dann wieder stehen sie vor der Leinwand, verschmelzen mit den projizierten Familienfotos und tanzen sich wieder daraus frei. Und erzählen von dem, was sie bewegt: Wie kommt es, fragt sich eine junge Frau im Angesicht ihres Familienfotos, dass sie selbst als Mutter in den alten Mustern einer Kleinfamilie erstarrt ist?
Die Schwangere, die beim Familientreffen als "die Neue von..." schikaniert wird, freut sich dennoch - auf ihr erstes "privates" Projekt. Und zeigt stolz das Bild vom Ultraschall.