Hommage an den Salon des Amateurs
Hauschka hat sein neuntes Studioalbum veröffentlicht. Ein Streifzug durch eine Nacht in einem Düsseldorfer Club.
Düsseldorf. Manchmal würde Volker Bertelmann gerne zu Hause bleiben. Einfach mal nicht in den Flieger steigen, ein geregeltes Leben führen, mehr Zeit für sich haben. Insgeheim weiß er jedoch, dass er seinen Traum lebt.
Der Düsseldorfer ist Musiker. Unter dem Künstlernamen Hauschka spielt er am präparierten Klavier Konzerte in der ganzen Welt. Gerade ist sein neuntes Studioalbum „Salon des Amateurs“ erschienen. Ein Titel, der nicht nur Referenz, sondern Hommage an den Düsseldorfer Club in den Räumlichkeiten der Kunsthalle ist. Im Booklet steht gar eine persönliche Widmung an den Club.
Volker Bertelmann spricht mit Begeisterung von seinem Inspirationsquell. Ein „offener Raum“, eine „lebendige Zelle“ sei der Kunsthallen-Club. „Hier kommen Kunstsammler, Musiker und Jugendliche zusammen, hier verbinden sich Jung und Alt.“ Ein Konzept, das dem Schubladen-Denken in Zeiten von Ü30-Party entschieden entgegentrete. „So etwas muss man weltweit mit der Lupe suchen.“ Kein Wunder, dass sich die zehn Tracks auf Bertelmanns drittem Konzeptalbum an einer Party-Nacht im Club orientieren: Da wird um „TwoAM“ das „Tanzbein“ geschwungen und das Party-Volk hat die „Girls“ auf dem „Radar“. Nachdem „Sunrise“ geht’s im Morgengrauen mit dem „TaxiTaxi“ wieder nach Hause.
Volker Bertelmann macht Musik, die von der Kritik hochgejubelt, von seinen Fans gefeiert wird. Klaviermusik, die in ihrer Ästhetik Elektro, in ihrer Melodiösität Pop ist. Er präpariert die Klaviersaiten mit Kronkorken, Folien, Keilen und Papier, so dass bei einem Anschlagen mehrere Töne gleichzeitig schwingen.
Der Liebe wegen zieht er 1990 von Köln nach Düsseldorf, bekommt zwei Kinder und arbeitet als Klavierlehrer in einer Musikschule. Erst 2004 nimmt er auf Drängen eines Freundes in Wales sein erstes Album „Substantial“ auf. Hauschka ist geboren. Eine Karriere kommt ins Rollen. Die Resonanz ist überwältigend.
Seitdem geht es für den Musiker nicht steil, aber stetig bergauf. Bertelmann erlebt nicht den schnellen Ruhm, dessen Ende hinter jeder Ecke lauert. Erst seit 2007 spielt Hauschka Konzerte. Etwa 100 im Jahr. „So lange Wachstum möglich ist, fühle ich mich gut.“ Zu viel Erfolg würde zu viele Spannungen mit sich bringen, die sich negativ auf die Musik auswirken würden. Bertelmanns Ziel ist nicht der kommerzielle Erfolg, sondern, von seiner Musik leben zu können.
Das kann er. Mittlerweile spielt er große Festivals in der ganzen Welt. Besondere Popularität genießt er in der Vereinigten Staaten. Vor Konzerten von Sigur Rós werden seine Platten gespielt. Bertelmann kennt den Gitarristen von REM persönlich, hatte bei seinem Album die Unterstützung der Drummer von Modest Mouse, Calexico und múm. Seine Musik wird in der New York Times besprochen.
Er hätte jeden Grund, abgehoben zu sein. Stattdessen erscheint er mit Rad zum Interviewtermin, bietet seinem Gegenüber sofort das Du an und erzählt angenehm unprätentiös aus seinem Leben.
Aktuell spielt Bertelmann eine Rolle in Heinrich von Kleists „Die Marquise von O...“ am Frankfurter Schauspielhaus, dessen Musik er komponiert hat. Für die kommende Theatersaison macht er die Musik zu dem von Kevin Rittberger am Düsseldorfer Schauspielhaus inszenierten Stück „Puppen“.
Volker Bertelmann ist viel unterwegs. Wenn er mal wieder in den Flieger steigt, denkt er oft an ein solides Leben als Arzt. Er weiß jedoch: „So bald ich ein anderes Leben hätte, würde ich mein eigenes vermissen.“