Theater an der Kö Joachim Luger verschlägt es an die Kö

Seit 31 Jahren steht er als Vater Beimer für die „Lindenstraße“ vor der Kamera. Im Theater an der Kö spielt er den ruppigen Johannes.

Foto: Dennis Häntzschel

Düsseldorf. Als Vater Beimer, als Ehemann von Mutter Beimer — alias Marie-Luise Marjan — kennen ihn die meisten, zumindest die „Lindenstraßen“-Fans. Denn Joachim Hermann Luger ist mit der ersten deutschen Seifenoper alt geworden. Seit 31 Jahren, seit der ersten Folge, steht er regelmäßig vor der Kamera und scheint irgendwie auf die Rolle festgelegt zu sein. Dennoch steht der heute 73-Jährige, in Berlin aufgewachsen und in Bochum lebend, mal wieder auf den Brettern des Theaters an der Kö. Und zwar bis zum 19. Januar, in der Rolle des auf Krawall gebürsteten Oldies Johannes in der WG-Komödie „Wir sind die Neuen“.

Einen Alt-68er Anwalt mimt er glaubhaft auf der Bühne. Das habe mit ihm persönlich wenig zu tun, meint er. Damals war der in Stuttgart ausgebildete Schauspieler verliebt, erinnert er sich, und stand überwiegend auf der Bühne. In Essen, dann in Bochum, in der Glanzzeit unter Regie-Gurus wie Peter Zadek und Claus Peymann. 1985 kam dann das Engagement zur ARD. „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich mit einer TV-Rolle alt werde. Anfangs plante Produzent und Regisseur Geißendörfer die Serie nur für ein Jahr“, erinnert er sich. Zumal das Presse-Echo im ersten Jahr „grottenschlecht“ gewesen sei. Er selber habe damals auch daran gedacht, der Lindenstraße Adieu zu sagen. Aber er wollte damals das scheinbar sinkende Schiff nicht verlassen. Und nachdem die Lindenstraße alle heftigen Stürme überstanden hatte, folgte eine Vertragsverlängerung der nächsten.

Der Vorteil: eine dauerhafte Anstellung. Der Nachteil: Luger war für TV-Produzenten auf den Hans Beimer festgelegt. „Andere Fernseh-Engagements blieben daher aus.“ Das TV-Publikum indes sei sofort darauf angesprungen. Heute, nach so langer Zeit, freut sich Luger immer noch, wenn er auf der Straße oder in einem Geschäft angesprochen wird. „Schön, dass Sie mal wieder hier sind.“ Diesen Satz hört er in Düsseldorf häufiger, sagt er. Ob in der Stadt oder am Kirchplatz, in der Nähe seines Unterbilker Theater-Appartments. „Ich kenn Sie doch“, so habe ihn am Montag eine Frau auf der Lorettostraße angesprochen. Obwohl: Manche hätten dem Hans Beimer, Lugers Alter Ego, den Seitensprung in einer der früheren Folgen übelgenommen. Bis heute, schmunzelt er.

Zum Team gehören heute nur noch neun der ersten Mannschaft von 1985. Eine eingeschworene Gemeinschaft seien sie, auch wegen des anfänglichen Drucks. Ansonsten gäbe es in der Branche wenige Freundschaften. „Man freut sich, die Kollegen wiederzusehen, vergisst sie aber auch schnell.“

Derzeit hat das „Lindenstraßen“-Team aber weihnachtsbedingte Dreh-Pause. Deswegen könne er auch bis Ende Januar in Düsseldorf spielen. Trotz des immensen Fernseherfolgs liegen auf den Brettern seine Wurzeln. Beim Blick zurück erschrickt er: „Ich feiere jetzt schon 50-jähriges Bühnenjubiläum. Und bin mit meiner Frau Angelika 31 Jahre zusammen.“ Die habe „was Anständiges“ gelernt, lächelt er: Sie arbeitete Jahrzehnte als Bankkauffrau.

Seine erste Rolle? Da erinnert er sich genau: Das war am 2. Oktober 1966 in Stuttgart. In „Die Benachrichtigung“ aus der Feder des späteren tschechischen Präsidenten Vaclav Havel (1936-2011).

Sieben Wochen lang immer dasselbe Stück spielen. Ist das nicht langweilig? Nein, meint er. „Für uns alle ist es eine Herausforderung, das Publikum jeden Abend erneut in den Griff zu bekommen und zu unterhalten.“ Hat er mit 73 schon mal ans Aufhören gedacht? Ja, aber darüber will er nicht sprechen, wagt keine Prognosen. Der habe die Drehtermine schon reduziert, ist nur noch in 20 Folgen pro Jahr zu sehen. „Ich glaube, ich habe ganz gute Gene.“ Stattdessen hält er sich fit mit Fahrradfahren, Wandern und — einmal im Jahr — bei einer Segeltour auf der Ostsee. „Da im Norden liegt jetzt meine zweite Heimat“, sagt er.