Komödie: Mit dem Charme einer Brechstange
Herrmann präsentiert „Vier linke Hände“ in der Komödie an der Steinstraße mit bissigen Dialogen und akrobatischem Slapstick.
Düsseldorf. Zwei übereinandergelegene Etagenwohnungen in Paris: Welten prallen aufeinander, als der eigenbrötlerische Tüftler Bertrand in grober Handwerker-Weste die modern eingerichtete Wohnung seiner schicken Nachbarin Sophie betritt.
Er ist pitschnass, denn die über ihm wohnende Dame hat die Badewanne überlaufen lassen, dass es bei ihm nur so hineinregnet. Sein Ärger wird erst abgebremst, als er in ihren Händen ein Röhrchen Schlaftabletten entdeckt — ein Selbstmordversuch? In der Tat hadert die Dame an ihrem 40. Geburtstag mit ihrem Singleleben — „Vierzig! Hat sich denn alles gegen mich verschworen?“
In der Neuinszenierung des Stücks „Vier linke Hände“ in der Komödie, die Hauptdarsteller Herbert Herrmann selbst gestaltete, ist Bewegung. Es wird geklettert, gehüpft und gestolpert. Das bringt Dynamik in das sprachlich recht pointenreiche, aber dramaturgisch wiederum etwas schwerfällig daherkommende Lustspiel des Franzosen Pierre Chesnot. Herrmann und seine Frau Nora von Collande spielen das Paar nach allen Regeln der Überzeichnungskunst, was beim Publikum für viel Erheiterung sorgt.
Bertrand erweist sich in der Konversation weniger als Charmebolzen und eher als Brechstangen-Vertreter. Er gibt ihr Tipps, mit welchen Tabletten und welcher Dosierung der Suizid am besten funktioniere. „Nehmen Sie nicht eine Tablette zu viel, sonst gibt es ein böses Erwachen.“ Und Komplimente scheinen an späterer Stelle, als der Selbstmordversuch offenbar ad acta gelegt ist, auch nicht ganz seine Sache: „Wenn ich Sie so ansehe, müssen Sie sich beeilen, wenn Sie noch einen abkriegen wollen.“
Zwischen diesen harten Zeilen bekommt der Zuschauer den Eindruck, dass sich unter Bertrands harter Schale ein weicher Kern befinden könnte. Hart sind die Worte, die gewechselt werden, doch die Handlung wirkt wie aufgeweicht und kraftlos. „Vier linke Hände“ ist eine Komödie, in der das Ende von Anfang an vorhersehbar ist.
Das Stück lebt hauptsächlich von bissigen Dialogen und akrobatischem Slapstick. Das Schauspielerpaar agiert quirlig und mit beredtem Mienenspiel. Beachtlich sind vor allem die turnerischen Leistungen. Die Wohnungen liegen in Herrmanns Inszenierung übereinander. Sophie stürzt eines Tages betrunken über ihre Balkonbrüstung und hängt in halber Höhe über Bertrands Etage. Er rettet sie, muss aber selbst in die obere Wohnung klettern, denn Sophie ist ja ausgesperrt. „Wenn man vom Balkon fällt, denkt man selten daran, den Schlüssel mitzunehmen“, lautet ihr Kommentar zur Lage.
Die Sprüche und Aktionen provozieren immer wieder Lacher. Und von den Gags lebt die Sache. Doch zum Schluss zieht sich der Abend doch etwas, weil das Bühnengeschehen zu durchsichtig ist, um die Neugier wach zu halten.