Konstanze Petersmann lässt die Salonkultur aufleben
In ihre Wohnung in Düsseltal hat sie 20 befreundete Künstler, Dichter, Übersetzer und Musiker aus aller Welt eingeladen.
Düsseldorf. „Nur aus der Mitteilung, nur aus der Konversation des Menschen mit den Menschen entstehen die Ideen“, hat der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach einmal gesagt.
Vielleicht kamen Mendelssohn-Bartholdy, Schumann und die Gebrüder Grimm deshalb regelmäßig zusammen, um Kontakt mit anderen Musikern und Literaten zu suchen. In sogenannten Salons, deren Blütezeit sich über das 18. und 19. Jahrhundert erstreckte. Jetzt lebt diese Kultur wieder auf — im Wohnzimmer der Düsseldorfer Lyrikerin Konstanze Petersmann.
In ihre Wohnung in Düsseltal hat sie 20 befreundete Künstler, Dichter, Übersetzer und Musiker aus aller Welt eingeladen. Nicht bloß zur unterhaltsamen Plauderei, sondern zum gezielten kreativen Austausch im intimen Rahmen. „Darin besteht ein Unterschied zu den traditionellen Salons“, erklärt Petersmann. „Bei mir gibt es ein festes Programm.“ Das setzt sich aus musikalischen Beiträgen, Vorträgen und Lesungen zusammen.
Verpflichtet sind die Gäste nicht. Jeder kann, niemand muss. Schließlich soll die Geselligkeit nicht durch eine zwanghafte, verkrampfte Atmosphäre beeinträchtigt werden. Oder zu einem künstlerischen Schaulaufen verkümmern. „Es geht nicht um Wetteifern, hier begegnen sich Jung und Alt, studierte und nicht studierte Menschen“, sagt Kunststudentin Cordula Steinhoff, die schon seit dem ersten Treffen vor fünf Jahren dabei ist.
Noch ein Aspekt, den Petersmanns Salon mit Namen „Kunstsinn“ von seinen historischen Vorgängern unterscheidet. Denn damals waren ein angesehenes Elternhaus oder besonders herausragendes Schaffen die Eintrittskarte zu den privaten Zusammenkünften.
Eintrittskarte ins Wohnzimmer an der Maurenbrecher Straße, das mit Ledersesseln und Holzregalen, deren Bretter sich unter ihrer Bücherlast biegen, eine authentische Kulisse bildet, sind dagegen die Liebe zur Kunst und das „gewisse Etwas“. „Meine Gäste faszinieren mich mit ihrer Arbeit einfach“, erklärt Petersmann.
Wie zum Beispiel Armin Koch, Mitarbeiter der Robert-Schumann-Forschungsstelle. Mit einem Vortrag über das Lebenswerk von Felix-Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann, den er mit Einspielungen auf CD gepickt hat, sorgt er das ein oder andere Mal für Staunen und Überraschung im Publikum.
Vier Stunden sitzt die Gruppe beisammen, eine Stunde länger als geplant. Doch das stört niemanden, kein Gast ist unter Zeitdruck gekommen. „Zu Zeiten Schumanns und Bartholdys war das Leben viel bedächtiger und ruhiger als heute“, findet Petersmann. „Hier lebt diese Zeit ein Stück wieder auf.“