Lesung mit Dieter Moor: Wo der Schweizer sich wundert
TV-Moderator Dieter Moor liest im Zakk aus seinem Buch und begeistert mit bodenständigem Humor die Zuschauer.
Düsseldorf. Der gemeine deutsche Fernsehzuschauer kennt Dieter Moor als gestenreichen Erzähler, der die Beiträge des sonntäglichen Kulturmagazins „Titel, Thesen, Temperamente“ (TTT) im Ersten lässig, nicht jedoch großkotzig, sympathisch, doch in keinem Fall anbiedernd moderiert.
Bei der Lesung aus seinem Buch „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht“ offenbarte er am Mittwochabend eine andere Seite: eine äußerst humorvolle. Zwei Stunden lang las und erzählte er über seinen Umzug auf einen Bauernhof in Brandenburg. Zwei Stunden befreites Lachen der etwa 250 Zuschauer im fast ausverkauften Zakk.
Dabei war Moor es, den dieser Zuspruch schon zu Beginn der Lesung verwunderte. Warum sollte es so viele Düsseldorfer interessieren, wie ein „Schweizer Alien“ — er selbst — mit einer Österreicherin — seine Frau Sonja — nach Ostdeutschland zieht? Dorthin, wo den gemeinen Vorurteilen nach doch nur Loser, Alte, und Neo-Nazis leben.
Moor lieferte die Antwort. Denn so wie der 53-Jährige erzählt wohl kein anderer. Herrlich uneitel beschrieb er den Kulturschock, der ihn in seiner neuen Heimat mit dem fiktiven Namen Amerika ereilte. Die ostdeutsche Einsilbigkeit, diese liebenswerte Schlichtheit und stoische Nonverbalität der Amerikaner passten so gar nicht in sein schweizerisches Weltbild.
Pünktlich, gründlich, korrekt und umständlich — so seien die Bürger seines Heimatlandes veranlagt, während die neuen Nachbarn, von Bauer Müsebeck bis zur Dorfladenbesitzerin Widdel, doch eher einfach und praktisch gestrickt sind. Daran galt es, sich zu gewöhnen.
Drum war es auch der „kleine Schweizer“ in seiner Brust, Moors schweizerisches Über-Ich sozusagen, das für die herzhaftesten Lacher sorgte. Auf Schwyzerdütsch mahnte es immer wieder zur „Vorsicht!“ und sehnte sich in die geordneten Verhältnisse des deutschen Nachbarlandes. Kaum zu glauben, dass die hiesigen Verhältnisse anderswo als ungeordnet gelten könnten.
Am Ende waren alle glücklich. Das Publikum dankte es mit lauten Lachern und Applaus. Was Moor selbst lächeln ließ wie einen Schuljungen — übers ganze, kantige Gesicht.