Konzert in der Tonhalle: Thomas Quasthoff kann auch Jazz
Der Bariton drehte ordentlich auf und begeisterte das Publikum.
Düsseldorf. "Klassik kann ich nicht, Jazz kann ich nicht, Soul kann ich nicht - da mach ich doch lieber gleich nur, was mir Spaß macht", sagt Thomas Quasthoff mit süffisantem Unterton. Offenbar haben dem weltbekannten Bariton diverse Kritiker hier und da mal wenig Schmeichelhaftes attestiert.
Trotz betonter Gelassenheit scheint es ihn zu beschäftigen. Er gibt sich alle Mühe, nun das Gegenteil unter Beweis stellen wollen. In der Tonhalle zeigte der sonst für Bach und Schubert bekannte Sänger, dass er mit Jazz kräftig aufdrehen kann, und tat dies ziemlich überzeugend.
Sein balsamisches Bariton-Timbre setzt Quasthoff diesmal nur ganz sparsam ein, häufiger singt er mit betont rauchiger Stimme oder zieht hinauf in hohe Lagen, wo es dann ganz schön eng und quäkend klingt. Besonders heftig faucht er in dem Song "I can’t stand the rain" - so als wolle er den Regen fortjagen. Ironisch imitiert er auch seine großen Vorbilder, etwa Stevie Wonder, dessen charakteristische Kopfbewegungen er dem Publikum präsentiert und dann fragt, wer das jetzt wohl sein könnte.
Den waschechten Jazz-Sänger nimmt man Quasthoff zwar nicht ab, jedoch hat er seine ganz eigene Art gefunden, die Songs berühmter Jazz-Kollegen zu singen. Stimmlich dafür ausgestattet ist er allemal. Hinzu kommt sein Gespür für den Rhythmus. Das zeigt sich vor allem in einer verrückten Nummer, die fast nur aus Rhythmus und Geräuschen besteht.
Da schnalzt und gluckst er, hustet oder wispert, mal kommen Worte wie "Altbier" vor, dann gelingt es ihm, mit seiner Stimme wilde Blubbergeräusche zu machen, was an den Vokal-Virtuosen Bobby McFerrin erinnert.
Quasthoff tritt auf mit einem absolut brillanten Quartett von Instrumentalisten. Frank Chastenier (Piano), Bruno Müller (Gitarre) Dieter Ilg (Bass) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug) sorgen für einen knackigen Jazz-Sound, der keine Wünsche offen lässt. Vor allem der Pianist verfügt über eine ungeheure stilistische Bandbreite - vom sanften Klavierspiel bis zu wilden Eskapaden an der Hammondorgel.
Das Tonhallen-Publikum, das anfangs noch etwas reserviert wirkte, ließ sich spürbar mitreißen. Zum Schluss gab es ermunternde Pfiffe und stehende Ovationen für den hochbegabten Jazz-Außenseiter.