Kunstakademie Düsseldorf Kunst-Performance: Ein Professor, der die Hexe spielt

Johannes Paul Raether lehrt Performance an der Kunstakademie und stellt im Kunstverein am Grabbeplatz aus.

Foto: Hörur Sveinsson, © Cycle Music and Art Festival, 2016

Düsseldorf. Johannes Paul Raether (Jg. 1977) hat eine Professur für freie Kunst an der Kunstakademie, die speziell der Performance gilt. Das ist neu für Düsseldorf, nicht aber für Städte wie Paris, Hamburg, Berlin oder Braunschweg, wo Marina Abramovic jahrzehntelang unterrichtete, bevor sie in New York ein Forum für aktuelle Performancekunst gründete.

Am Eiskellerberg ist die Performance jedoch so neu, dass sie zunächst auf zwei Jahre beschränkt ist. Ein Student klopfte vor kurzem bei Raether an und wollte wissen, wie man von der Performance sein Leben fristen könne. Sein Lehrer hatte nicht nur diverse Antworten parat, sondern er zeigt sich im Kunstverein sogar als Hexe. Das dürfte recht ungewöhnlich für einen Professor sein.

Raether ist bislang weniger als Künstler denn als Krachmacher bekannt, zumindest im Rheinland. Beim Performance-Festival 2016 in Berlin tauchte er wie ein blauroter Schlumpf verkleidet in einem Apple-Store auf und überreichte Gallium, das zwar ungefährlich ist, aber in der Hand schmilzt. Als es auf den Boden fiel, rief der Shop die Polizei, die den Laden räumen ließ. Für Raether ist dies noch heute ein Alptraum. Seitdem reagiert er vorsichtig, wenn er sagt: „Eine Hexe muss nicht böse sein. Die Märchen haben sie böse und böser gemacht. Ich bin dabei, ein neues, positives Bild von ihr zu formulieren. Meine Hexe forscht an Heilmethoden gegen unsere Besessenheit im Umgang mit dem Telefon. Wir entwickeln uns zu fleischlichen Prothesen, die das Smartphone halten.“ Schon 2012 habe er eine „Metallhexe“ gleichsam als Gegengift erfunden.

Inzwischen erklärt er den Studenten in seiner offenen Klasse, wie wichtig der Körper für die Kunst sei. Die künstlerische Aktion spiele beim Malen seit Jackson Pollock eine große Rolle.

Diese Kunst, die nicht mit dem Ballett oder der Schauspielerei zu verwechseln ist, dränge nach draußen, zu den Menschen auf der Straße. Er betont: „Es gibt so viele Maler und so wenig Performance-Künstler. Der Performer steht in direktem Kontakt zum Publikum. Und er wird für sein Tun bezahlt, was man vom Künstler nicht sagen kann, der für den Aufbau seiner Arbeit nicht entlohnt wird.“ Wer sehen will, wie so ein Prof agiert, muss sich am 27. Mai um 16 Uhr im Kunstverein einfinden. Dann lädt er zur Show.

In seiner Ausstellung hängen im abgedunkelten Raum die Ergebnisse seiner Experimente: Er hat ein Telefon „gekocht“. An den Wänden hängen Fotos von explodierten Handys. Dazu erzählt er im Gespräch: „Ich habe all die Technologie-Metalle mit Gallium in Verbindung gebracht, dabei geht so ein Telefon sofort kaputt.“ Seine Hexe sei daher eine „Gallium-Hexe“, sagt er. Er nennt sie „Protekto“, denn sie soll den Menschen von seiner Telefonitis, aber auch von den Prinzipien des Kapitals heilen. Sie möge ihn vor Screens und Displays beschützen. Der Besucher kann sich dazu im Ausstellungsraum von einer Audiospur leiten lassen.