Kunstakademie: Die Baukunst richtet sich neu aus

Der Architekt Karl-Heinz Petzinka rettet das Postgraduierten-Studium am Eiskellerberg vor dem Aus.

Düsseldorf. Vier voll bezahlte Professoren hat die Kunstakademie im Bereich der Baukunst: Neben Max Dudler, Axel Schultes und dem inzwischen pensionierten Laurids Ortner ist dies Karl-Heinz Petzinka. Die Zahl der Studenten nahm jedoch immer mehr ab, für das Postgraduierten-Studium meldeten sich kaum noch geeignete Leute an. Die Akademie war in Gefahr, die ganze Abteilung zu verlieren.

Petzinka, der 2008 von der Technischen Hochschule Darmstadt als Professor nach Düsseldorf gewechselt war, krempelte die Ärmel hoch. Der 56-Jährige, Erbauer des Stadttors, Programmdirektor der Kulturhauptstadt Europas, Vorsitzender des Immobilienunternehmens THS TreuHandStelle, sorgte seitdem für neue Konzepte, Studiengänge und Abschlüsse.

Seine Erkenntnis: "Bisher hatte das Studium der Baukunst keine konkrete Verwertbarkeit. Es war ein viel zu vages Modell, bei dem man sich fragen musste, warum man so etwas überhaupt studiert?" Der Reformer beließ es jedoch nicht bei der Kritik. "Der Mehrwert für einen jungen Architekten, der sich hier einschreibt, ist die bildende Kunst. Wer sich nicht mindestens zur Hälfte seiner Arbeitszeit mit der Kunst auseinandersetzt, ist fehl am Platz. Unsere Architektur muss anders aussehen als heute. Sie darf nicht länger austauschbar sein."

Konkret heißt das: Der junge Architekt muss sich einen Künstler als Partner suchen, er arbeitet mit ihm und geht mit ihm in die Prüfung. Nur so könne man, laut Petzinka, in der Architektur zu anderen, ungewöhnlichen Ergebnissen kommen.

Den ersten Erfolg umreißt Petzinka so: "Wir haben jetzt 25 bis 26 Bewerbungen, das Zehnfache von früher. Bei einem Studium von nur zwei Jahren kommen auf jeden Professor fünf Studenten. Das ist optimal. Es gibt sogar die ersten Postgraduierten, die neben der Baukunst auch die Kunst studieren, also ein Doppelstudium absolvieren. Der Abschluss ist der Bachelor."

Seit vier Monaten hat die Baukunst einen Internetanschluss, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die jedoch unter dem inzwischen pensionierten Rektor Markus Lüpertz nicht möglich war. Lüpertz lehnte den Computer ab. Aber die Zeiten, wo man als Architekt mit der Papierrolle und dem Bleistift arbeite, seien längst vorbei, sagt Petzinka.

Auch eine Internet-Seite existiere, aber hier gebe es noch Ladehemmungen. Die Seite müsse noch genehmigt werden. Petzinka hofft, spätestens im September so weit zu sein, dass sich Interessenten auf dieser neuen Seite bewerben können und zum Gespräch eingeladen werden. "Dann können wir die Bewerber auswählen. Früher war man froh, wenn überhaupt jemand kam."