Kunstpunkte Kunstpunkte, zweiter Teil: Besuch beim Urgestein Günter Weseler in Lörick
Die Ateliers im Norden und im Linksrheinischen öffnen Samstag von 14 bis 20 Uhr, Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Off-Räume sind Freitag ab 19 Uhr offen.
An diesem Wochenende können die Besucher im nördlichen Düsseldorf weitere 200 Künstler in ihren Ateliers erleben. Wir schlagen einen Besuch bei Günter Weseler vor, einem Urgestein der hiesigen Kunstszene. Sein Atelier liegt in der alten Löricker Schule, Hubert-Hermes-Straße 3. Es gleicht einer Kuriositätenkammer, denn der gelernte Hochfrequenz- und Tontechniker wurde mit Atem- und Quellobjekten berühmt, wobei er noch heute Elektromotoren unter abgezogene Felle steckt, so dass sie scheinbar atmen.
Weseler liebt es schaurig schön. Gleich im Eingang zur Schule steht eine jener Schaufensterpuppen, die die Firma Karstadt Ende der 1960er Jahre ausrangierte. Wie Frankenstein trennte er ihnen die Köpfe mit einem Büchsendeckel vom Hals, durchbohrte die Figuren für die zwei Komponenten des Polyurethanschaums und setzte in die Bäuche eine Kaffeemühle. Ein schrecklich-schönes Spektakel nahm seinen Lauf. Weseler wurde mit seinen Groteskfiguren zum Pionier von Happening und Performance-Kunst.
Bei einer Straßenaktion 1970 in Hannover goss er die eine Flüssigkeit in den Bauch und die andere in den Kopf, entfernte einen Deckel, den er im Hals eingeschoben hatte, und es ergab sich ein ekeliges, fieses, aber auch spannendes Schocktheater. Das passte zu den Protesten gegen den Vietnamkrieg. Mit Beuys, Polke, Immendorff, den beiden Imis, und Palermo repräsentierte er die „Kunstszene Düsseldorf“ im Kunstmuseum Luzern.
Die atmenden Löwen waren die Attraktion in der Kunstszene
Seit einem halben Jahrhundert steckt er seine tierischen, blubbernden und bewegten Felle in Vogelkäfige und Kaffeebecher, in Brotleiber und Kinderbetten. Leider sind seine ausgestopften Löwen längst verkauft. Er bezog sie über Daniel Spoerri, der das Löwenfleisch in der Eat-Art-Galerie am Burgplatz zum Essen kredenzte, ein zähes, kaum genießbares Fleisch. Aber die Löwenfelle, in die Weseler seine Maschinen steckte, atmeten nicht nur, sondern waren auch atemberaubend. Fotos hängen noch heute im Eingang zu seinem Atelier.
Mit „Atemwänden“ aus Schaumstoff, die sich ausdehnten und zusammenzogen, stattete er Opernhäuser in Münster, Kiel und Bonn aus. Ein Hingucker wurde etwa sein „Ungeheuer von Loch Kettwig“, ein phantastisches Stacheltier unter einer Haube aus Metallstäben. Inzwischen hat er es auf über 80 Ausstellungen gebracht. 2008 erhielt er den Kunstpreis der Künstler.
Weitere fünf Tipps für die Kunstpunkte am Wochenende:
Beatrice Richter (Ackerstraße 15, Hinterhof) zeigt ihre „Mortalitas“ (Sterblichkeit). Grundierte Holztafeln beklebt sie mit Papier-Collagen und malt im altmeisterlichen Stil.
Dora Celentano (Ackerstraße 5, Hinterhof) ist bekannt für ihre leichte, farbenfrohe, dekorative Malerei.
Ekatherina Savtchenko (Wiesenstraße 72c) aus St. Petersburg pendelt im Stil zwischen Surrealismus und Fiktion. Ihre Arbeiten sind voller Symbole.
Sybille Kroos (Kleinschmitthauser Weg 9) besticht durch großformatige Bilder in wunderbaren Farben. Sie wirken crazy und widmen sich dem Hampelmann und den Shoppingqueens. Es handelt sich um frech-frisch-fröhliche Werke.
Jörg Wiele (Pestalozzistraße 7) ist bekannt für seine poetischen, kinetischen Plastiken, in denen sich der Wind verfängt. Zugleich ist er ein perfekter Handwerker, der eine Form aus 16 Formen erzeugen kann. Zu sehen sind zugleich Minka Hauschilds spirituelle Bilder und Sven Rüngers Steinskulpturen.
Es gibt auch einen Shuttle-Bus zu den Ateliers. Wenige freie Plätze. Anmeldung unter Telefon 899-6112 oder 899-4155.