Kunstszene: Vier Georgier in der Diaspora

Gia Edzgveradze, Tamara und Anna K. E. sowie Thea Gvetadze aus Tiflis sorgen für Furore am Rhein.

Düsseldorf. Vier Künstler in Düsseldorf, allesamt hochbegabt, hellwach und aufgeschlossen für die hiesige Kultur, stammen aus Tiflis und leben sehr gern in ihrer "Georgischen Diaspora". So beschreibt die georgische Botschafterin in Holland, Maia Panjikidze, die Situation am Rhein anlässlich einer Ausstellung im Cobra-Museum in Amstelveen. Wir gingen dem nach und stießen auf eine kuriose Konstellation:

Gia Edzgveradze (55) fühlt sich als Oberhaupt der kleinen Künstlerkolonie. Er hatte in seiner Heimat eine private Kunstschule gegründet, die sich zur renommiertesten Schule in Georgien entwickelte. 1997 stellte er erstmals in der Geschichte der sowjetischen Kunst als Georgier im Russischen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus.

Seine Frau Tamara K.E. (36) und deren Freundin Thea Gvetadze (37) bespielten 2003 den Georgischen Pavillon in Venedig. Tamara hatte zuvor bei Alfonso Hüppi und Thea bei Konrad Klapheck studiert. Beide sind Meisterschülerinnen der Kunstakademie Düsseldorf.

2004 meldeten Gia, Tamara und Thea einen weiteren Zuzug eines georgischen Familienmitglieds: Es ist Anna K.E., Gias Tochter aus erster Ehe, eine hochtalentierte junge Frau, die schon durch viele Ausstellungen nicht nur im Cobra-Museum Amstelveen auf sich aufmerksam gemacht hat.

Die 22-jährige ist wie selbstverständlich mit Kunst aufgewachsen, denn auch ihre Mutter ist Künstlerin. Anna K.E. studierte schon mit 16 Jahren an der Kunstakademie Stuttgart und betört in Düsseldorf durch die Art, wie sie aus ein paar Latten, Kacheln und Farben geniale Skulpturen baut.

Obwohl noch Studentin, ist sie so sicher in ihrer scheinbar provisorischen Kunstsprache, so heiter, pfiffig und gewandt in ihren Aktionen, dass sie gleich von mehreren Seiten für den Förderpreis des Landes vorgeschlagen wird.

Thea Gvetadze ist die herausragende Poetin der Gruppe, die die Sagen und Geschichten ihres Landes und ihrer Vorfahren in magische, entrückende Bilder übersetzt. In der eher mäßigen Schau des Vereins 701 im KIT, Kunst im Tunnel, ragte ihr Gemälde wie eine Ikone hervor.

Tamara und Gia sind die Intellektuellen, die Reflektierenden. Tamara pflegt sich und ihre Kunst ständig zu hinterfragen. Gia ist der subversive Inszenator, der eine ausgestopfte, halbe Kuh mit einem vorgesetzten Spiegel versieht, so dass sich der Betrachter scheinbar im Bauch der Kuh wieder findet. Wenn er nicht ausstellt, managt er Ausstellungen, organisiert und vermittelt seine Konzepte an die Museen.