Lilya Zilberstein in der Tonhalle: Wie ein Fels in der Brandung
Lilya Zilberstein spielt virtuos Rachmaninow. Das Iceland Symphony Orchestra versucht sich an Sibelius.
Düsseldorf. Am Flügel wirkt die russische Pianistin Lilya Zilberstein wie ein Fels in der Brandung. Wer die personifizierte Souveränität am Klavier erleben will, muss erleben, wie die in Moskau geborene Busoni-Preisträgerin Rachmaninow spielt. Mit dem Iceland Symphony Orchestra unter Leitung von Rumon Gamba interpretierte sie in der Tonhalle Sergej Rachmaninows irrwitzig schwierige Paganini-Rhapsodie. Für manche gilt sie als "unspielbar", da Rachmaninow die manuellen Anforderungen ins schier Absurde steigert. Aber Zilberstein sitzt ungerührt am Flügel wie eine Königin der schwarzen und weißen Tasten und überzeugt mit einer Anschlag-Sicherheit, die an die Virtuosität einer Martha Argerich erinnert.
Die Rhapsodie, die eigentlich ein Variationswerk über Paganinis berühmte a-moll-Caprice ist, fängt für den Solisten unspektakulär mit dem Anschlagen einiger melodischer Umrisse an. Doch im weiteren Verlauf müssen Unmengen von Tönen in kurzer Zeit untergebracht werden. Zilbersteins Finger rasen über die Tasten. Wildheit und Ordnung halten sich die Waage. Emotionen dosiert sie höchst sparsam. An den schwelgerischen Stellen, wo Rachmaninow das herbe Moll-Thema in ein süßes Dur-Jauchzen wandelt, verplombt sie streng die Zuckerdose. Das zeugt von Geschmack und musikalischer Seriosität. Doch für wen Süßes konsequent süß sein muss, könnte enttäuscht gewesen sein.