Melancholische Metropole
Wim Wenders zeigt in seinem neuen Film „Palermo Shooting“ seine Heimatstadt Düsseldorf schön und aufregend.
Düsseldorf. Auch wenn Wim Wenders neuer Film "Palermo Shooting" heißt, spielt ein großer Teil der Handlung in Düsseldorf. Zum ersten Mal hat der Filmemacher ("Paris, Texas", "Der Himmel über Berlin") in seiner Heimatstadt einen Kinofilm gedreht.
Im Presseheft sagt er darüber "Düsseldorf - Meine Geburtsstadt. Die ersten Lebensjahre bin ich im Zentrum der Stadt aufgewachsen, ein paar hundert Meter vom Rhein entfernt. Einmal, mit vier, auch fast darin ertrunken, als mein Vater mit mir auf dem Rücken zur anderen Seite nach Oberkassel geschwommen ist. (Brücken gab es damals keine...)
Später in Urdenbach zur Volksschule gegangen und in Benrath aufs Schlossgymnasium. Noch später an der Uni dort ein Semester lang, ach!, Philosophie studiert.
Aber bislang nie in Düsseldorf gedreht. (Außer ein paar Hintergründe für das Hosen-Video) War ein seltsames Gefühl, da jetzt wieder auf den Rheinwiesen zu stehen, oder auf dem Nordfriedhof, wo meine Eltern begraben liegen."
Wenders setzt in "Palermo Shooting" seiner Stadt ein Denkmal, so schön und aufregend zeigt er die Landeshauptstadt als moderne, aber auch melancholische Metropole. Er spart nicht mit lokalen Bezügen, um den Film ganz klar zu verorten.
Ganz am Anfang steht der Düsseldorfer Campino, der die Hauptrolle spielt, am Fenster seines Appartements und blickt auf den morgendlichen Rhein. Immer wieder inszeniert Wenders den Fluss als Lebensader von Düsseldorf, in dem sich Tag und Nacht wirkungsvoll spiegeln und der träge dahinfließt wie das Leben der Hauptfigur Finn (Campino), einem berühmten Fotografen in der Krise.
Finn lernt Schwimmen im Freibad Flingern, flitzt mit seinem Roadster über die Rheinbrücken von Termin zu Termin, von der Kunstakademie zu einem neuen Fotoshooting (im Duisburger Landschaftspark Nord). Dabei hat Wenders - ganz dezent im Hintergrund - Campinos Bandkumpel Kuddel, wie zuletzt auch auf der Bühne mit Hütchen, und Andi platziert.
Kleine Fußnote: Andi, Bassist der Toten Hosen und Freund von Top-Fotograf Andreas Gursky, wollte selbst Fotograf werden und fotografiert in seiner Freizeit leidenschaftlich gern.
Finns Büro im Film ist in einem spektakulären Bau untergebracht, der allerdings in Wirklichkeit in Essen steht. Mit seinen Kollegen speist er chinesisches Essen aus Pappkartons mit der Aufschrift "Malkasten".
Nachts schlendert er vorbei an den beleuchteten Bänken im Hofgarten oder vergnügt sich im 3001 im Hafen. Bis ein einschneidendes Erlebnis sein Leben verändert.
Bei einem Beinaheunfall auf einer Rheinbrücke fotografiert er einen blassen Mann in einem Auto, der ihm anschließend Rätsel aufgibt. Danach stürzt Finn in eine Altstadtkneipe: Auf den Schreck gibt es erstmal ein echtes Diebels. Er übernachtet auf den Rheinwiesen in Oberkassel, wo es am Morgen zu einer Begegnung mit dem Schäfer (Udo Samel) kommt.
Vor allem diese Szene betört durch ihre poetischen Bilder, zeigt die große Wiese mit der Stadt im Hintergrund wie aus der Zeit gefallen: eher eine Seelenlandschaft, in der Finn mit dem Schäfer philosophiert, als ein realer Ort. So bezaubernd hat man Düsseldorf selten gesehen.