Regisseurin Niermeyer: „Mich interessieren die Frauen“
Amélie Niermeyer inszeniert „Fidelio“ an der Rheinoper.
Düsseldorf. Die Generalintendantin des Schauspielhauses und Regisseurin Amélie Niermeyer begibt sich in die Gefilde des Musiktheaters und inszeniert Beethovens einzige Oper "Fidelio". "Ich bin mit Beethoven aufgewachsen; ,Fidelio’ war die erste Inszenierung, die ich als Kind an der Bonner Oper gesehen habe", sagt Amélie Niermeyer im Gespräch mit der WZ. Der "Fidelio" beschäftige sie also schon sehr lange. "Mich interessieren vor allem die Frauen, Leonore und Marzelline, die sich in der streng strukturierten Männerwelt des Gefängnisses durchschlagen müssen."
Beethoven komponierte unter dem Eindruck der Französischen Revolution und dem anschließenden restaurativen Wiener Kongress eine Freiheitsoper, in der viel vom revolutionären Geist der Zeit um 1800 steckt. Welche Hoffnungen sich an solche utopischen Entwürfe knüpfen lassen, will Amélie Niermeyer hinterfragen. "Heute muss man die Utopie, das Freiheitsideal infrage stellen; mit Liebe kann man sicherlich bestimmte Mechanismen durchbrechen." In ihrer Inszenierung wolle sie nun der Frage nachgehen, ob Liebe auch ein ganzes System verändern kann oder ob das System den Menschen vereinnahme.
Ursprünglich spielt der "Fidelio" in einem spanischen Staatsgefängnis. Niermeyer löst nun die Handlung aus dem historischen Kontext heraus. "Bei ,Fidelio’ interessiert mich die Fragestellung in der jetzigen Gefängniswelt. Dieses Symbol funktioniert heute genau wie damals."
Amélie Niermeyer arbeitet zusammen mit dem vielfach ausgezeichneten Architekten Stephan Braunfels, der wie sein Großvater, Komponist Walter Braunfels, eine Leidenschaft für die Oper hegt und zum wiederholten Mal ein Bühnenbild entwirft. Unter der Leitung von Andreas Stoehr sind Annette Seiltgen als Leonore, Steven Neil Harrison als Florestan, Sami Luttinen als Rocco und Netta Or als Marzelline, Heikki Kilpeläinen als Don Pizarro, Mirko Roschkowski als Jaquino und Ludwig Grabmeier als Don Fernando zu erleben.