Galerierundgang: Der vierfache Schmidt
Ab 17 Uhr am Samstag sind die Künstler zur Vernissage an der Kronprinzen- und Friedrichstraße zum Gespräch bereit.
Düsseldorf. Viele Kunsthändler hoffen auf das Geschäft vor Weihnachten und haben sich wunderbare Künstler ausgesucht, die sie bis Dezember oder gar Januar zeigen. Schwerpunkt der Vernissagen ist die Kronprinzenstraße 9:
Lotta Hannerz ist mit Humor, handwerklichem Können und Erzählfreude ausgestattet. Sie entwirft ein Alter Ego und einen biederen, liebenswürdigen Allerwelts-Mann. Beide Typen tauchen zwei- und dreidimensional zwischen fiktiven und realen Dingen auf, als ausgeschnittene Größen auf PVC-Holz, als Ölbild oder Skulptur aus Pappmaché.
Es sitzt oder steht ein Kahlkopf mit großen Ohren und balanciert auf seiner Glatze einen Stapel Bücher, während die Augen himmelwärts gerichtet sind. Ein Äffchen hockt auf einem Holzstuhl und stiert mit treuen Augen durch die Stäbe einer Rückenlehne, wie Rilkes "Panther", der vor lauter Stäben "keine Welt" sieht. Auch surreale Dinge werden präsentiert, ein Lineal mit Wellen, als liege es im Wasser.
Bis 20.12, 11 - 18, sa 12 - 18 Uhr
Nadia Kever erzeugt Farbfotos mit nichts als Licht und den Farbfiltern in Gelb, Magenta und Zyan, den Grundwerten also der Farbskala. Das Farblicht wird auf Fotopapier geworfen, abgezogen und mit Plexiglas versehen. Dann beginnt das Kombinieren und Staffeln der Farbplatten. Selten ist die konkrete Kunst so heiter, farbenfroh und lichthaltig in die Fotokunst übersetzt worden wie hier. Nadia Kever ist eine faszinierende Neuentdeckung.
Bis 13.12., di - fr 11 - 13 + 15 - 18, sa 12- 16 Uhr
Philipp Loersch geht hoch hinauf mit seinen ausgeschnittenen Explosionszeichnungen auf dem stabilen Polystyrol. "Im Dickicht der Stätte" nennt er seine Installation in Abwandlung von Brechts "Dickicht der Städte".
Loersch ist jedoch im Gegensatz zu Brecht kein Sozialkritiker, sondern ein verkappter Physiker, der sich für Strömungsgesetze, Turbulenzen etwa beim Fließen des Wassers interessiert, aber zugleich den Zufall ins Spiel bringt. Immer sehen seine Zeichnungen aus, als fließe da wirklich etwas. Das Reale ist jedoch nur scheinbar real, denn aus Hunderten von Einzelteilen schneidet er mit dem Skalpell seine zarten Gedankengebilde in wochenlanger Mühsal aus. B
ei Walbröl führen die von der Wand baumelnden Farb- und Lichtteilchen gleichsam Gespräche miteinander und begeistern den Betrachter durch ihre Lyrik und Feingliedrigkeit. Die malerische Wirkung erzielt Loersch, indem er in leere Filzstifte Aquarelltusche füllt und damit zeichnet.
Bis 13.12., di - fr 11 - 13 + 15 - 18, sa 12- 16 Uhr
Werner Haypeter ist ein Meister des lyrischen Minimalismus’. So schiebt er etwa ein mit schwarzer Farbe getränktes Papier durch die Schlitze eines weiß gelassenen Büttenpapiers. Der Betrachter interessiert sich plötzlich für einen schmalen Streifen Schwarz, den er durch den Schnitt im hellen Papier mehr ahnt als sieht. Mithilfe von geknickten und gefalteten Papieren spielt der Künstler mit Vorder- und Rückseiten, mit Verdoppelungen und Schatten und setzt Zeichenlinien daneben. Eine faszinierende Kunst wider allen Trends.
Bis 20.12., di - fr 11 - 13 + 15 - 18, sa 12- 16 Uhr
Ansgar Maria van Treeck arbeitet als Architektur- und Redaktions-Fotograf, unter anderem für die WZ. Die Aufnahme von Helmut Schmidt entstand während einer Diskussionsrunde im Hamburger Thalia-Theater. Der Fotograf war begeistert von der Art, wie der große, alte Mann Zigarette raucht: "Man sieht den Genuss, die Kraft, die wachen Augen."
Van Treeck hat anschließend aus verschiedenen Aufnahmen eine Fotofolge mit leichten Farbveränderungen im Rechner erstellt und auf Malerleinen ausgedruckt. In der Galerie KunstWerk zeigt er auch Landschaften, Architektur und Städtebilder. Das Schmidt-Bild aber wird er bei der Heartbreaker-Auktion am 15. Dezember im K21 für die Aids-Hilfe versteigern lassen.
Friedrichstr.115, bis 11.1.2009, mo - fr 11 - 19, sa 11 - 16 Uhr
In der "Botschaft" hat der Miteigentümer Wilhelm Weskamp 50 Künstlern Einlass gewährt. Sie setzen sich in Fotos, Malerei, Objekten und Filmen mit dem Tausendfüßler auseinander. Mitorganisatorin Susanne Troesser sagt: "Wir sind für den Erhalt des Bauwerks. Man muss heute in der Lage sein, das Alte mit dem Neuen zu verbinden." Sie präsentiert einen Fan-Shop für das Brückenbauwerk.
Nesha Nikolic lässt seinen traurigen Puppenkopf auf einer Munitionskiste Heraklit-Texte zitieren. Claudia Marcela Robles baut mit farbigen Styropor-Teilen Gebäude, in denen sich Chaos und Ordnung zu einem neuen Ganzen finden.
Worringer Platz 4, bis 22.11., do - so 16 - 20 Uhr; am 16.11. 16 - 23 Uhr Filmabend von Susanne Fasabend