Rocktheater über Kölner Popikone Nico
Die französische Gruppe Scènes verbindet die Sängerin mit der griechischen Medea aus der Antike.
Düsseldorf. Popikone Nico, die aus Köln stammte und bürgerlich Christa Päffgen hieß, hat sich zeitlebens zur unnahbaren Sphinx stilisiert und in ihren Songs Abgründe von düsterer Anziehungskraft aufleuchten lassen. Nico, die im Oktober 70 Jahre geworden wäre, galt als Außenseiterin im Rockbusiness, ihr Einfluss auf Punk bis zu Gothic ist aber unverkennbar.
Die Gruppe Scènes aus Lyon koppelt nun im FFT mit ihrem Stück "Nico-Medea-Icon" Nico- und Lou-Reed-Songs mit Heiner Müllers Text "Verkommenes Ufer/ Medeamaterial/ Landschaft mit Argonauten" zu einer Art Rocktheater. Das funktioniert zunächst erstaunlich gut. Anne Ferret lässt Nicos Modelkarriere anklingen, danach wird das Bild zweier Außenseiterinnen gemalt. Hier Medea, die Jason nach Griechenland folgt, dort die Sängerin, die heimatlos zwischen Berlin, New York und Ibiza pendelt.
Es sind solch schlagende Assoziationen, die Regisseur Philipp Vincent im Ineinander von Müllers Medea-Text weckt. Nico blieb im Rockbusiness heimatlos. Darauf spielt die Gruppe an, wenn sie ein klassisches Konzertsetting ins Juta baut. Wenn Medea im Businessanzug Jason die Leviten liest, erscheint der als Guitarhero (Bob Lipman), bis ihm die betrogene Ehefrau den Stecker rauszieht und die Gitarre kaputtschlägt.
Der Abend lässt theatralisch einige Wünsche offen, ist aber in seiner Assoziationslust verblüffend. Am Ende allerdings macht die Gruppe den guten Eindruck zunichte. Das wiederholte Rezitieren von Müllers "Landschaft mit Argonauten" zu den Zeilen eines Nico-Songs wirkt bei gehaltener Repeat-Taste nicht bedrohlich, sondern langweilig.
Wer danach von Nico noch nicht genug hat, kann sich im Kölner Museum für Angewandte Kunst die kleine Ausstellung "Nico - Stationen einer Popikone" ansehen.
Musiker/Schauspieler: 4 von 4 Punkten
Inszenierung: 4 von 4 Punkten
Bühne: 3 von 4 Punkten