Premiere: Klima-Katastrophe im Theater
„Was macht der Eisbär im Kühlschrank?“, fragt Autor Manuel Schöbel. Antworten gab’s im Jungen Schauspielhaus.
Düsseldorf. Laja ist allein zuhause, Mama ist auf Dienstreise, und Papa steckt im Stau. Gegen die Einsamkeit hilft das Chatten. Eben hat ihr ein Lusako aus Kenia vom Fischsterben im Victoriasee erzählt, das angefangen hätte, kurz nachdem die Cola-Menschen aufgetaucht seien. Eine spannende Geschichte, findet die Zwölfjährige und tippt: "Besuch mich bald wieder" in den Computer. Aber als Lusako plötzlich vor der Tür steht, erschrickt sie. So real war das nicht gemeint.
An diesem Abend stimmt nichts mehr: Aus dem Hahn tröpfelt nur noch braunes Wasser, dafür wächst vor dem Haus plötzlich ein riesiger Baum, zur Freude von Herrn Malade mit seinem steifen Bein. Die Schildkröte Anke beginnt zu sprechen, und dann taucht auch noch ein Eisbär auf, der nach seinem Baby sucht. Die Klima-Katastrophe ist ausgebrochen im Jungen Schauspielhaus.
Der Autor Manuel Schöbel hat aber weniger die neuesten Meldungen aus der Naturwissenschaft verarbeitet, sondern zeigt uns, wie diese in Kinderköpfen wirken: Sie machen ihnen Angst! Auch Laja, die sonst immer alles schafft, verzagt beinahe, als Lusako auch noch eine Monstermücke entdeckt, die Malaria verbreitet und ihre Eier im Badezimmer abgelegt hat. Aber das Mädchen ist tapfer. Mit ihrem Videopodcast "Worldnewskurzvormkotzen" schreit es in die Welt hinaus, dass nichts mehr stimmt - und dass die Erwachsenen nun endlich handeln sollten!
Nur zwei Schauspieler tragen das aktionsreiche Stück: Sina Ebell verkörpert glaubwürdig das Mädchen Laja, das zwar frech und mutig ist, aber sich manchmal doch im übergroßen Schlabberkapuzenshirt (Kostüme: Anja Furthmann) verkriecht. Alexander Steinberg spielt im fliegenden Wechsel alle anderen Rollen vom ahnungslosen Papa über Lusako bis zum Eisbär.
Außer Videobildern, die teils live, teils vorgefertigt mitspielen (Thorsten Alich), kommt die Inszenierung von Klaus-Peter Fischer fast ohne Technik aus, was bei diesem Stoff doch eine Herausforderung ist. So ist Fantasie gefragt, wenn man sich etwa vorstellen muss, wie der Baum vor dem Haus so groß geworden ist, dass alle sich dort ins Baumhaus verschanzen, um Papa zu erpressen, endlich den Kampf gegen den Klimawandel aufzunehmen.
Der pädagogische Zeigefinger ist in diesem Jugendstück in erster Linie gegen die Erwachsenen gerichtet. Das ist eine gute Idee, aber ist es dann nicht ein Widerspruch, dass es vor allem Schülern gezeigt werden soll? Die Aufführung entstand in Kooperation mit dem "Eine-Welt-Forum" Düsseldorf sowie dem Umweltamt, das den Schulen ein Informationspaket zum Nacharbeiten zur Verfügung stellt.
Auff.: 50 Minuten, Familientermin: 2.November, 16 Uhr, Vormittagstermine für Schulen (ab 4.Klasse), Anmeldung unter Telefon 0211/8523710