Ausstellung: Die Glitzerwelt der Abrissbirne
Vera Lossau macht aus dem Werkzeug für den Bau ein Kunstobjekt mit Glamour.
Düsseldorf. Die Abrissbirne ist ein Werkzeug zum Abriss von Gebäuden, sie besteht aus einem meist birnenförmigen Eisengewicht, wird an einen Seilbagger gehängt und zum Pendeln gebracht. Durch die Bewegung nimmt sie kinetische Energie auf. Trifft sie auf die abzureißende Wand, wird diese überlastet und zerbricht.
Das Verfahren eignet sich gut für Mauerwerk, bei dickem Stahlbeton ist sie nur begrenzt verwendbar. Vera Lossau interessiert an der Trümmerbirne die bauchige Form. Die 32-jährige Meisterschülerin von Magdalena Jetelova hat sie aus Styropor, Gips und Glasfasern hergestellt, bemalt und beklebt. Nun stehen sie bei Ernst & Young im "Artforum" am Graf-Adolf-Platz: schöne, kraftvolle Objekte mit Schlaufen zum Befestigen am potentiellen Bagger.
Die offene Architektur des Ausstellungsraumes ist ideal geeignet für Lossaus Arbeiten. Vor allem eine mit zahllosen, aufgeklebten Disko-Spiegelplättchen versehene Abrissbirne reflektiert den Glamour der Umgebung und erhält eine gewisse Gefälligkeit. Das Sinnbild der Zerstörung wandelt sich zu einem Objekt der Unterhaltungsindustrie.
Die zweite Birne ist mit Keramikglasur bestückt. Freunde und Familienmitglieder haben beim Sammeln von Porzellan, Kacheln und Scherben im Haus und im Garten geholfen. Goldumrandete Sammeltassen von der alten Tante, 50er-Jahre-Vasen, bedruckte Souvenirteller und ausrangierter Nippes fielen den gezielten Schlägen zum Opfer, wurden anschließend in Mosaikteilchen zerlegt und mit Kleber aufgetragen.
Eine dritte Birnenform ist aus Keramik und erinnert an japanische, bauchige Vasen. Dazu gibt es kunstvollen Nippes in einem Regal, kleine Abrissbirnen, eine schwarze Madonna und schwarze Blumen.
Das Zerschlagen setzt gemeinhin Kräfte frei, es gibt den Start zum Neuanfang. Man darf gespannt sein, wohin "The (beautiful) farewell", "Das (schöne) Lebewohl", führt.